In der Einführung habe ich es bereits skizziert, neben der Notfallmedizin an sich ist das damit verbundene Medical Education eine große Leidenschaft von mir. Ich habe große Freude mittels Vortrag, Seminar, Kursinstruktion, Lehrgespräch/Education, Veröffentlichungen etc. Wissen weiter zu geben. Allerdings bin ich mir bewußt, dass es in der Erwachsenenbildung kaum noch möglich ist Faktenwissen effektiv konventionell zu vermitteln. Vielmehr liegt die Aufgabe des Lehrenden in der Erwachsenenbildung darin das „Feuer der Motivation“ beim Lernenden zu entzünden, sich selbst mit der Thematik zu beschäftigen und dadurch zu lernen. Am effektivsten ist dies natürlich, wenn man selbst für die Thematik „brennt/lodert“, weshalb ich mich bei meinen Lehraktivitäten auf Herzensthemen beschränke und nicht beispielsweise Themen aus der Haushaltsarbeit oder Steuerrecht erörtere.
Im Sinne eines „Recycling“ will ich im Folgenden Lehrtätigkeiten von mir nochmal aufgreifen und Inhalte dadurch nochmal bereit stellen.
Meine nächsten Stationen sind u.a.:
Notarztkurs Langenargen 08.-15.10.2017 http://www.notarztkurs.de
MEDIZIN Stuttgart 26.-28.1.2018 https://www.messe-stuttgart.de/medizin/
Symposium Intensivmedizin Bremen 14.-16.2.2018 http://www.intensivmed.de
agswn Jahrestagung Baden-Baden 9./10.03.2017 https://www.agswn.de/jahrestagung
STEWI meets EMStage 27.-29.4.2018 http://www.thestewi.ch/index.php/stewi-meets-emstage
STEWI 14.-16.9.2018 http://www.thestewi.ch
Ich möchte gern an dieser Stelle aufmerksam machen auf das phantastische Fortbildungsangebot am Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) bzw. Zentrum für Notfall- und Rettungsmedizin unter der Leitung von Prof. Hans-Jörg Busch.
Unter
https://www.uniklinik-freiburg.de/notfallzentrum/fort-und-weiterbildung.html
kann man sich über die aktuell terminierten Veranstaltungen informieren und ggf. auch direkt anmelden.
Besonders hinweisen möchte auf den geplanten ersten Freiburger Kurs für Bergrettungsmedizin in Kooperation mit der Bergwacht Schwarzwald auf dem Kandel im Juni
Als Land- und Bergdoktor mit eigenem Engagement als Bergwachtnotarzt in der Bergwacht Schwarzwald liegt mir dieser Kurs natürlich besonders am Herzen :-)
Wer also Lust auf einen Blick über den Tellerrand hat bzw. einen Einblick in ein ggf. neues Betätigungsfeld bekommen möchte sei diese Veranstaltung herzlich empfohlen.
Eines meiner Jahreshighlights war erneut die Trainertätigkeit beim ERC Generic Instructor Course in Innsbruck. Und hierfür gibt es vielerlei Gründe: Eine eigentliche Nebensächlichkeit drängt sich hier schon mit in den Vordergrund. Die Bildungseinrichtung Grillhof des Landes Tirol in Vill bei Innsbruck ist nicht nur modern und ansprechend ausgestattet, sondern hat auch einen phantastisch schönen Ausblick auf die sog. Nordkette. Eigentlich könnte ich mich wie ein kleiner Bub verträumt ans Fenster stellen und in die Berge oder zum Wild auf die Lichtung blicken. Aber "Ablenkung" von diesem Ausblick ist nah: Ich durfte durch meine Besuche die letzten Jahre unglaublich viele liebe Menschen kennenlernen, die ich absolut als meine guten Freunde bezeichnen würde. Viele sehe ich leider nur einmal im Jahr, aber dann geht dafür das Herz auf und die berühmte tiroler Gastfreundschaft setzt dem Ganzen dann noch den I-Punkt auf.
Auch wenn dies ja schon Alles Grund genug wäre nach Innsbruck zu kommen macht es mir eine unglaubliche Freude dort die angehenden ERC Instruktoren aus zu bilden. In komprimierter Form wird hier innerhalb von zwei Tagen sehr praxisnah und verbunden mit vielen Übungen das Handwerkszeug des ERC Instruktors vermittelt. Ich bilde mir jedoch ein, und es ist der Anspruch der gesamten Faculty, dass man auch außerhalb der ERC Kurse von dieser Veranstaltung profitieren kann.
Zusätzlich vernetzt man sich durch solche Veranstaltungen immer besser im ganzen deutschsprachigen Raum. So sass ich nach gut zwei Tagen, die wie im Fluge vergingen, wieder mit vielen neuen Ideen und Impulsen im Kopf im Zug Richtung Heimat.
Doch es ist nicht wie nach einem anstrengenden Ausdauerwettkampf, bei dem man zunächst erst mal etwas Abstand braucht, ich wäre jetzt schon wieder hoch motiviert und "heiß" auf einen erneuten interessanten Kurs mit dieser Bergkulisse. Die Zeit wird kommen, ich freu mich drauf...
Aus mehreren Gründen bzw. Zielen erfolgte die Exkursion der angehenden Notfallsanitäter der DRK Landesschule Baden-Württemberg BE Bad Säckingen zur Basis des Rettungshelikopters Lions 1 in Birrfeld.
Natürlich erfolgte eine ausgiebige Vorstellung des Helikopters und der dazugehörigen Ausstattung mit Beantwortung mitunter schon lang bestehender Fragen. Zudem ging es jedoch auch um den sicheren Umgang mit einem Helikopter bei Tag und auch bei Nacht. Sicherheit ist hierbei die vorderste Prämisse für die Crew und auch das Team am Boden. Die notwendige Beschaffenheit der Landeplätze wurde ebenfalls thematisiert.
Somit steht einer guten Zusammenarbeit zum Vorteil des Patienten nichts mehr im Wege.
Es war für die Auszubildenden jedoch auch ein Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand und wortwörtlich über die deutsch-schweizer Grenze. Ich bemühte mich die Gemeinsamkeiten und aber auch Unterschiede mit all ihren Vor- und Nachteilen der beiden Gesundheitssysteme, Notfallversorgung, Rettungsdienste und Arbeitsprozesse zu erläutern.
Abgeschlossen wurde die Exkursion mit einer Theorieeinheit zur Pharmakologie in der Notfallmedizin. Hier war ich als Schularzt an der Bildungseinrichtung Bad Säckingen gefordert. Während für den Einen die Pharmakologie schwer verdaulich und scheinbar undurchsichtig erscheint, haben Andere interessante Detailfragen. Ich muss gestehen, dass es für mich hilfreich war die Fragen schon vorab zur Verfügung gestellt bekommen zu haben.
Neben dem Erarbeiten der passenden Antworten auf diese Detailfragen hatte diese Unterrichtseinheit jedoch noch einen ganz anderen Lerneffekt für mich: Es ist für Alle immer eine Herausforderung das rechte Mass und Tiefe von Lernstoffen zu definieren. So ging es schon mir sehr oft: Bei einigen Themen war und bin ich recht dünn aufgestellt und etwas Tiefgang wäre nicht schlecht. Andererseits habe ich schon unglaublich viel Zeit und Hirnschmalz mit Details vergeudet, die keinerlei Praxisbezug hatten und auch niemals abgeprüft werden. Aber wie findet man da das nötige Gleichgewicht?
Aber ich glaube es geht nicht nur mir so: Auch bei meinen Kindern hatte ich schon entsprechende Diskussionen und auch die Auszubildenden haben es mir erneut vor Augen geführt.
Bei der Unterrichtsvorbereitung habe ich da folgendes Credo: Wenn mir zu einem Detail keine praxisrelevante Frage einfällt, dann lasse ich es weg und bin bisher damit gut gefahren, auch wenn ich weiß, dass manch "Empfänger" sich mehr Tiefe wünschen würde.
Aber wenn man selbst der Lernende ist fehlt einem ja diese hilfreiche Abstufung, da man die Zusammenhänge sowie Prüfungs- und Praxisrelevanz oft nicht beurteilen kann. Hat man dann noch zusätzlichen Zeitstress, bleibt einem nichts anderes übrig als es sich unreflektiert und somit oft nicht nachhaltig hinein zu drücken.
Diese Verantwortung als Lehrer/Dozent das richtige und zielgruppenspezifische Niveau zu finden wurde mir hier wieder eindrücklich bewußt und ich sollte es mir häufiger in Erinnerung rufen. Wenn es der Dozent nicht kann, wer dann? Aber ich muss leider schon auf ein ganzes Studium zurückblicken, in dem ich unglaublich viel exotischen Sch... gelernt habe, der mir niemals etwas gebracht hat. Hätte ich diese Neuronen für relevante Inhalte aufgespart, was könnte ich heute für ein Wissen haben....
Also liebe Dozenten aller Art: Seid Euch dieser Verantwortung bewußt, auch in dieser Hinsicht kann man Euch als Role Model bezeichnen. Wir haben die praktische Erfahrung relevante Inhalte von fakultativem Detailwissen zu differenzieren. Klar, man kann nie genug lernen und es wäre toll, wenn man sich alle bekannten Inhalte zu einem Thema einprägen könnte, aber bei den meisten "Otto-Normalmenschen" ist die Speicherkapazität einfach beschränkt. Bei der Informationsflut, die heute täglich auf uns einprasselt ist es eh ein mehr als erstrebenswertes Lernziel Informationen auf ihre Echtheit und Relevanz überprüfen zu können.
Die nächste Sitzung stand unter dem Motto „aktuelles aus der Kreislauftherapie“. Den Aufschlag machte Volker Wenzel zu den vasoaktiven Substanzen. Wer hier einen Hardliner-Vortrag erwartet hat, denn Prof. Wenzel hat die entsprechende Forschung in den letzten Jahrzehnten hierzu mit geprägt, wurde enttäuscht. Dies war auch nicht weiter schlimm, denn er rückte die Bedeutung ins rechte Licht, die nämlich eher v.a. im Rahmen der Reanimation eher gering ist. Die effektive Thoraxkompression und frühe Defibrillation ist viel wichtiger, da gibt einfach nichts dran zu rütteln. Anschließend wurde Björn Hossfeld aus Ulm zugeschalten zur Volumentherapie. Er erinnerte und ermahnte in seiner gewohnt souveränen und fundierten Art an die grundsätzliche Empfehlung zur Zurückhaltung bei der Volumengabe. Es ist so einfach: Eine Volumengabe braucht es nur bei einem Volumenmangel. Beim hämorrhagischen Schock, also einem effektiven Blutverlust, sind die kristallinen Lösungen wenig hilfreich, weil ihr Volumeneffekt gering ist. Hier haben dann bei Fehlen von Alternativen kolloidale Lösungen eingeschränkt und zurückhaltend weiterhin ihre Berechtigung, die vorgeschriebene Schulung natürlich vorausgesetzt. Bestenfalls ersetzt man zielgenau das verlorene Substrat, also die defizitären Blutbestandteile an sich. Hierzu gibt es ja mittlerweile auch in Deutschland mehrere Pilotprojekte zur präklinischen EK-Gabe.
Es ist mühsam die Erfahrungen aus anderen Ländern und Settings (Skandinavien, Metropole London, militärische Strukturen etc) auf das deutsche Gesundheits- und Rettungssystem zu übertragen und schlägt vermutlich auch fehl. Vielmehr müssen wir diesbezüglich unseren eigenen deutschen wenn nicht sogar regionalen Weg finden. Abschließend ergriff Harald Genzwürker nochmal das Mikrofon und erinnerte an das Vorhaben der agswn eine empfehlende Medikamentenliste zu erstellen. Dies ist aber kein einfaches Unterfangen, da viele Variablen hier eingehen bis hin zu einem nicht selten erheblichen Geschmackseinfluss von den Leitungskräften. Grundsätzlich sind neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten hier aber v.a. die Praktikabilität zu beachten. Eine „one size fits all“-Lösung gibt es hier wohl nicht.
Die folgende Sitzung trug den gleichen Namen wie traditionell die Jahrestagung an sich: „State of the art“. Frank Weilbacher berichtete unter dem Thema „das Beste aus der Wissenschaft“ zwei sehr interessante Studien zur Effektivität des Berliner STEMO-Projekts (CT und Lyse bei Schlaganfall vor Ort in einem speziellen Fahrzeug) und Versorgungsstrategie bei persistierendem Kammerflimmern. Für mich als Kind der Freiburger Uniklinik-Schule mit frühem bis sogar präklinischen Einsatz der ECLS natürlich ein hot topic. Aber ganz klar, beide Projekte kommen eher im städtischen Bereich und weniger bis gar nicht im ländlichen Raum zum Tragen. Der nächste Programmpunkt in dieser Session war mir persönlich eine besondere Freude: Mein geschätzter Kollege und Freund Jürgen Knapp durfte den diesjährigen Martin-Kirschner-Preis für seine Arbeit zur Implementation der Videolaryngoskopie in einem großen Luftrettungsunternehmen entgegennehmen. Herzlichen Glückwunsch lieber Jürgen – dies hast Du Dir wirklich verdient!
Nach der Mittagspause folgte die Sitzung „Kommunikation“. Den Beginn machte Rolando Rossi, ein „Altmeister“ der deutschen präklinischen Notfallmedizin mit seinen Ausführungen zur strukturierten Patientenübergabe. Ein Thema, welches zwar eigentlich einleuchtend ist aber dennoch oftmals vernachlässigt wird. Da die Übergabe eine Fertigkeit ist, ist es erlern- und trainierbar, müßte hierzu aber in der Aus- und Fortbildung mehr thematisiert werden.
Nun kam es zu meinem eigenen Beitrag unter der Überschrift „Notarzt als Teamleader – human factors“. Hierzu werde ich auch nochmal einen eigenen Beitrag verfassen. Abschließend folgte in dieser Sitzung ein wahrliches „hot“ topic mit der taktischen Lage durch Dennis Ritter aus Koblenz. Hier hat mir besonders gut gefallen, dass Dennis herausgestellt hat, dass wir hierbei nicht nur an Amok und Terror denken dürfen, sondern es schon bei einer häuslichen Gewalt oder Rempelei auf der Partymeile beginnt.
Die vorletzte Session behandelte dann die „Hot Topics 2021“ unter dem Vorsitz meines guten Freundes Albrecht Henn-Beilharz. Thomas Schlechtriemen berichtete über die Implikationen von Covid19 auf den Rettungsdienst am Beispiel des Saarlandes bis hin zu den aktuellen Test- und Impfkampagnen. Mein Eindruck ist, dass die Kuh mit der Infektionsgefahr für das Rettungsdienstpersonal aktuell schon ziemlich vom Eis ist, aber es kommen vermutlich erneut große Herausforderungen im Rahmen der auf uns zu rollenden dritten Welle auf uns zu. Anschließend gab Carsten Lott, für mich ein ERC-Ziehvater seit der ersten Stunde, einen Ausblick auf die kommenden ERC-Leitlinien. Noch ca zwei Wochen und aus den Vermutungen werden klare Aussagen, und daher möchte ich diese Zeit lieber noch warten als mich heute nebulös ausdrücken. Aber ich freue mich schon sehr auf die Umsetzung der neuen Leitlinien im (prä-)klinischen Alltag und Kursgeschäft.
Den Abschluss der Jahrestagung bildeten die Kollegen Tim Piepho und Bernd Landsleitner mit ihren Ausführungen zur pädiatrischen Atemwegssicherung und Grundsätze der Polytraumaversorung von Kindern. Ein Thema, welches auch erfahrene Notärzte immer wieder demütig macht, weil es ein seltenes aber herausforderndes Ereignis ist. Ich bin froh, dass sich neben den einschlägigen Kurskonzepten auch mittlerweile eine breitere Palette an hilfreichen Ausrüstungsgegenständen etabliert haben, die in vielen Situationen einen rettenden „Plan B“ darstellen.
Dies war mein kurzer Abriss zur Jahrestagung 2021 der agswn. Ich bin stolz, dass ich wieder vor Ort sein und einen aktiven Beitrag leisten durfte. Auch auf die Arbeit der agswn an sich will ich mal in einem eigenen Beitrag eingehen, weil es hier den Rahmen endgültig sprengen würde.
Auch wenn ich mit dieser Veranstaltung sehr zufrieden war, so freue ich mich doch schon jetzt wieder sehr darauf, dass wir uns hoffentlich 2022 wieder persönlich und im großen Rahmen zum Austausch in Baden-Baden treffen können.
Auch für die Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Notärzte agswn ist die Pandemie eine spannende Zeit. Die Stakeholder dort sind in der Regel Leitungskräfte in großen Kliniken oder sonstigen Institutionen und sind somit seit über einem Jahr sehr eingespannt. Hinzu kommen die Kontaktbeschränkungen, die persönliche Treffen von der Vorstandssitzung bis zur Jahrestagung unmöglich machten. So musste auch die Jahrestagung 2020, welche traditionell zur Zeit der Krokusblüte in Baden-Baden stattfindet, recht kurzfristig abgesagt werden. Auch dieses Jahr schien die Jahrestagung pandemiebedingt unter keinem Stern zu stehen, an eine Präsenzveranstaltung mit allen Interessierten im Kongresshaus war nicht zu denken. Aber man wollte dennoch eine Jahrestagung anbieten, denn die notfallmedizinischen Fortbildungsveranstaltungen sind ja allgemein aktuell rar geworden. Nun ist es zumindest gelungen, dass sich unter strengen Regularien der Vorstand und die Referenten persönlich in Baden-Baden treffen konnten. Es hatte zwar an Einzeltischen, Verpflegung am Tisch und Einbahnverkehr auf den Wegen den Charme eines Staatsexamens mit Schummelschutz, aber immerhin konnte man sich so zumindest „auf Zuruf“ in den Pausen austauschen. Da bekannt ist, dass es keineswegs einfacher ist online einer Veranstaltung zu folgen als in einem Vortragssaal, wurde bewußt die Tagung auf einen einzelnen Tag eingedampft und bei gleicher Vortragszahl die Sprechdauer auf 10min pro Referent gemäß dem Motto „in der Kürze liegt die Würze“ kondensiert. Dies ist zwar für die Referenten, welche ja bekannterweise gerne stundenlang über ihr Steckenpferd sprechen würden, gehörig anstrengend, hat aber hervorragend geklappt und die Veranstaltung kurzweilig gehalten.
Das Onlineangebot hat dazu geführt, dass sich deutlich mehr Besucher für die Jahrestagung angemeldet haben, weil die Schwelle/der Aufwand hierfür natürlich geringer war als sich nach Baden-Baden auf zu machen. Die agswn hat es in meinen Augen geschafft dadurch ihre Arbeit einem breiteren Publikum zu präsentieren als sonst, jede Einschränkung muss auch seine Vorteile haben.
Der Tag begann mit einer Sitzung unter dem flotten Namen „Germanys next Top-Notarzt“. Zunächst stellte der Vorsitzende der BAND Florian Reifferscheid das neue Kursbuch Notfallmedizin für die 80h-Kurse zur Erlangung der Zusatzbezeichnung Notfallmedizin vor. Florian arbeitete schön heraus, dass das bisherige Kursbuch wirklich überholt und medizindidaktisch verbesserungswürdig war. Natürlich ist auch das neue Buch eher ein Minimalkompromiss zwischen den Entscheidungsträgern mit unterschiedlichen Grundinteressen. Aber dennoch wird es eine deutliche Verbesserung der Ausbildung darstellen. Grundsätzlich erinnert es uns Alle an die Verpflichtung eine gute Grundausbildung für diese herausfordernde Tätigkeit an zu bieten. Weiterhin ist die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin die einzigste ZB ohne Facharztbezeichnung als Voraussetzung. Und der zeitliche Umfang des Kurses ist im Vergleich zu anderen ZB in meinen Augen wirklich Hohn und Spott wenn man bedenkt, welche Verantwortung aus dieser ZB erwächst. Ich möchte keiner anderen Qualifikation zu nahe treten, aber so sind in der Regel mindestens eine Dauer von vier Wochen Ausbildung normal. Nur der Notarzt wird nach einem Kurs von einer guten Woche in das Einsatzpraktikum entlassen. Nur ändern wird man in Zeiten knapper Ressourcen (finanziell wie personell) spontan wohl wenig können, daher pflichte ich Florian vollkommen bei zumindest innerhalb dieser 80h medizindidaktisch ein Maximum heraus zu holen. Anschließend berichtete Frank Koberne über das in Freiburg entwickelte und gelebte Rezertifizierungsprogramm für die aktiven Notärzte im Rettungsdienstbereich. Engagiert will man dadurch dem Missstand entgegenwirken, dass in Ba-Wü keine notfallmedizinische Fortbilungspflicht zum Erhalt der ZB besteht gemäß dem Motto „einmal Notarzt, immer Notarzt“. Möchte kurz erwähnen, dass dies bei vielen anderen ZB auch strenger geregelt ist. Ich hoffe, dass Curricula wie aus Freiburg Schule machen und flächendeckend Einzug halten. Aber dies wird in Zeiten von Vermittlungsagenturen aufgrund Personalmangels wohl vorerst ein frommer Wunsch bleiben...
Die nächste Sitzung nannte sich „neue Strukturen“. Harald Genzwürker stellte hierbei den aktuellen Stand bei den Ersthelfer-Apps vor. Immer mehr angeschlossene Regionen entstehen, doch flächendeckend konnte es bisher nicht werden. Weiterhin ist es dem Engagement von Menschen wie Harald zu verdanken, dass solch sinnvolle Systeme umgesetzt und v.a. gelebt werden. Positive Beispiele geretteter Patienten gibt es genug... Weiter machte Erik Popp mit den Erfahrungen des Heidelberger Medical Intervention Car (MIC) incl. der Umsetzung erweiterter invasiver Massnahmen. Ich war erneut begeistert von der zurückhaltenden Darstellung dieser erweiterten Möglichkeiten trotz der eigenen Begeisterung für dieses Projekt, weil auch den Heidelberger Machern klar ist, dass es eine ganz besondere Struktur bzw. System für die erfolgreiche Implementierung braucht. Erik eröffnet uns aber mit seinen Kollegen einen innovativen Blick in die Zukunftsoptionen der präklinischen Notfallmedizin. Normalerweise erregt man ja mit Rechtsvorschriften nicht gerade Aufmerksamkeit nach den spannenden Berichten über das MIC, aber die Pressemitteilung zum neuen Rettungsdienstplan Ba-Wü erregte doch großes Aufsehen und zog somit auch die Tagungsteilnehmer schnell in ihren Bann. Man muss sich schon mehr als verwundert die Augen reiben, wie sich das Land die Zukunft des Rettungsdienstes vorstellt. Ein wahres Erdbeben wäre die Folge und wäre in meinen Augen ein gewaltiger Rückschritt trotz der ganzen angepriesenen vermeintlichen Verbesserungen. Aber hierzu will ich bei Gelegenheit mal separat eingehen, sobald auch mehr Detailinformationen vorliegen. Ich möchte Eddi aber schon mal sehr für seinen Ausblick und die Deutung der Pläne danken.
Fortsetzung folgt