Kongresse/Fortbildungen

Ich „teache“ ja leidenschaftlich gerne, aber ich konsumiere auch gern neues Wissen und Eindrücke, die ich exemplarisch und auszugsweise hier vorstellen möchte.

Veranstaltungsnachlese: GRC Reanimationsdialog

Am vergangenen Wochenende fand erneut erfolgreich der GRC Reanimationsdialog 2024 in Köln statt. Als Mitglied des GRC Exekutivkomitee's war ich etwas in die Planungen und dann auch in die Durchführung involviert.

An zwei Tagen gab es vor ausgebuchten Rängen Beiträge zu allen Sparten dieser mittlerweile großen sowie präsenten aber weiterhin wachsenden Fachgesellschaft.

Neben dem ERC/GRC Kursangeboten und wissenschaftlichen Beiträgen kamen so bsp. auch verschiedene Ersthelfer-Initiativen zur Sprache. Die Key-Lecture hielt der gesundheitspolitische Sprecher der GRÜNEN Bundestagsfraktion Dr. Janosch Dahmen zur aktuellen Situation in der Gesundheitspolitik. Ich lauschte hierbei besonders interessiert zu, nicht weil ich Janosch Dahmen persönlich kenne und schätze, sondern weil ich am zweiten Veranstaltungstag selbst einen gesundheitspolitischen Vortrag zu den Implikationen der Notfall- und Krankenhausstrukturreform auf die Reanimationsversorgung halten durfte.

Eine besondere Freude und Ehre für mich war es in dieser Session auch den Co-Vorsitz neben meinem "alten" Freund und geschätzten Kollegen Dr. Christian Engelen inne zu haben. Vor vielen Jahren lernten wir uns im Freiburger Rettungsdienst noch als Rettungsassistenten kennen und bleiben auf diese Weise durch das gemeinsame Engagement in Kontakt - die "Notfallfamilie" ist halt klein :-)

Auch weitere liebe Kollegen und Mitstreiter aus meinen vergangenen 19 ERC/GRC-Jahren durfte ich im Rahmen der Veranstaltung wiedersehen, es war mir ein Fest!

Natürlich bin ich auch stolz dadurch etwas zu dem sehr präsenten Cluster "Südbaden" des GRC rund um das Universitätsklinikum Freiburg mit den Professoren Georg Trummer und Hans-Jörg Busch sowie aus dem St. Josefskrankenhaus mit Prof. Michael Müller und ihren jeweiligen Teams zu gehören. Neben einem breiten und großen Kursangebot gibt es hier in der Region auch viele wissenschaftliche aber auch praktische Arbeitsgruppen von eCPR bis Ersthelfer-Apps. Hier geht was!

Nachdem ich nun meinen Vortrag zu den geplanten Gesundheitsreformen abgehalten habe will ich nun hier in nächster Zeit an dieser Stelle hier auf einzelne Aspekte eingehen, da es in meinen Augen große Auswirkungen auf die Arbeit in allen Ebenen der Akutmedizin haben wird.

Hinweis für akut- und notfallmedizinische Fortbildungen in Freiburg

Ich möchte gern an dieser Stelle aufmerksam machen auf das phantastische Fortbildungsangebot am Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) bzw. Zentrum für Notfall- und Rettungsmedizin unter der Leitung von Prof. Hans-Jörg Busch.

Unter

https://www.uniklinik-freiburg.de/notfallzentrum/fort-und-weiterbildung.html

kann man sich über die aktuell terminierten Veranstaltungen informieren und ggf. auch direkt anmelden.

 

Besonders hinweisen möchte auf den geplanten ersten Freiburger Kurs für Bergrettungsmedizin in Kooperation mit der Bergwacht Schwarzwald auf dem Kandel im Juni

https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/09_zentren/Notfallzentrum/pdfs/UKF_UNZ_DL_Bergrettungsmedizin_2024_END.pdf

 

Als Land- und Bergdoktor mit eigenem Engagement als Bergwachtnotarzt in der Bergwacht Schwarzwald liegt mir dieser Kurs natürlich besonders am Herzen :-) 

 

Wer also Lust auf einen Blick über den Tellerrand hat bzw. einen Einblick in ein ggf. neues Betätigungsfeld bekommen möchte sei diese Veranstaltung herzlich empfohlen.

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Flyer Bergrettungsmedizin
UKF_UNZ_DL_Bergrettungsmedizin_2024_END.
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Happy - ERC EPALS-Kurs in Freiburg

Das Fachwissen und Fertigkeiten leider nur eine gewisse Halbwertszeit haben ist allgemein bekannt und wird immer wieder betont. Doch will man es bei sich selbst nicht wahrhaben bzw. es geht ohne bösen Willen im allgemeinen Trubel unter.

So erging es mir nun mit dem European Paediatric Advanced Life Support Course (EPALS), den ich vor stolzen 15 Jahren in Siegen absolviert habe. Zwar hatte ich in diesem Kurskonzept sogar in den ersten Folgejahren etwas unterrichtet, aber nun waren über 10 Jahre vergangen, ehe ich diesen Mißstand angehen konnte und diesen Kurs nun an der Uniklinik Freiburg erneut besuchen durfte.

Ich bin hoch erfreut, wie sich das Kurskonzept des EPALS in den letzten Jahren weiterentwickelt und professionalisiert hat. Die Vorbereitung erfolgt weitestgehend als E-Learning, das Kursmanual dient nur noch der Vertiefung. Das es in deutscher Sprache und ohne Übersetzungsfehler vorliegt ist heute selbstverständlich, was aber nicht immer so wahr. Aber auch inhaltlich gab es einige Weiterentwicklungen mit didaktischen Optimierungen und Ergänzungen, die den Bedürfnissen der Erwachsenenpädagogik gerecht werden, ohne dass durch übertriebene Vereinfachungen die fachliche Tiefe des heterogenen pädiatrischen Patientenguts darunter leidet.

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der Kurserfolg dennoch mindestens zur Hälfte von den Instruktoren und der Kursorganisation abhängt. Und hier kann ich auch nur ein ganz großes Lob aussprechen: Die Faculty um Kursdirektor Dr. Klemens Baldas war überragend (sowohl fachlich als menschlich) und „trug“ die Teilnehmer durch den Kurs, so dass jeder Teilnehmer sein volles Potential entfalten konnte und förmlich von der hohen Motivation der Instruktoren angesteckt wurde. Die gute Kursorganisation und -logistik vervollständigte den Lernerfolg.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dadurch nicht nur die Teilnehmer, sondern auch deren jungen Patienten, nachhaltig profitieren.

 

Hinter einer erfolgreichen Veranstaltung muss es jedoch auch immer eine Institution geben, die dies ermöglicht, und hier hat sich in Freiburg die letzten Jahre wirklich ein starkes Konstrukt entwickelt:

Der GRC Kursort Freiburg wird gebildet aus dem Universitäts-Notfallzentrum (UNZ) bzw. Zentrum für Notfall- und Rettungsmedizin unter der Leitung von Prof. Hans-Jörg Busch sowie der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am St. Josefskrankenhaus Freiburg unter der Leitung von Prof. Michael Müller.

Beide Institutionen sorgen dafür, dass die Arbeit des German Resuscitation Council (GRC) als nationaler Teil des ERC in Freiburg sehr stark repräsentiert wird.

 

Somit war es für den Land- und Bergdoktor sowie notfallmedizinischer Straßenköter, wie ich mich immer gern bezeichne, ein erlebnis- und erfolgreiches „back to the roots“ und Ausflug in die Stadt 

Ich fühle mich nun wieder gut fachlich aufgefrischt und bereit für eine moderne und leitliniengetreue Behandlung junger Notfallpatienten gerade in einer Umgebung, in der zumeist keine schnelle pädiatrische Hilfe verfügbar ist.

 

Aber es bleibt dabei: Wissen hat eine Halbwertszeit, daher will ich demütig nun besser am Ball bleiben.

Veranstaltungsnachlese: youngDGINA Winterschool Tübingen

Ein weiteres Jahreshighlight war für mich die Einladung zur ersten youngDGINA Winterschool in Tübingen, also der Gruppierung junger Notfallmediziner in der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin e.V.. Organisiert wurde diese Premiere von meinem geschätzten Freund Navid Azad und seinen Kumpanen ;-), wie konnte ich da zur der ehrenhaften Einladung "nein" sagen? Selbst wenn das erarbeitete Programm auch für mich selbst sehr lohnenswert war (ich allerdings aus Altersgründen nicht mehr zur Zielgruppe der youngDGINA gehöre), so sagte ich doch zu mich so gut ich kann aktiv ein zu bringen.

So begann ich die Veranstaltung als "gutes Gewissen" bei einer offenen POCUS-Session und freiem Üben am SALAD-Airwaytrainer am ersten Abend. Am Tag darauf durfte ich einen Vortrag zu den Human Factors und Performance in der Akutmedizin abhalten sowie hat unglaubliche Freude als Instruktor bei einer Simulationseinheit zusammen mit meinem "alten" Freund und notfallmedizinischen Haudegen Felix Lorang. Abgerundet wurde der Tag als Tutor bei einem POCUS-Workshop und einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der deutschen Notfallmediziner. Es war mir eine Ehre mit mehreren DGINA-Vorstandsmitgliedern incl. Präsident Martin Pin sowie weiteren Experten aus großen deutschen Notaufnahmen auf der Bühne Platz zu nehmen. Den Tagesabschluss bildete ein Gemeinschaftsabend, bei dem ich viele "alte" Freunde wieder traf bzw. neue Kontakte knüpfen konnte. 

Auch wenn ich den letzten Veranstaltungstag nicht ganz verfolgen konnte würde ich die Veranstaltung pauschal als mehr als gelungen bzw. überragend bezeichnen.

Ich war sehr angetan wie harmonisch das an sich heterogene multiprofessionelle Teilnehmer zusammen agiert und höchst engagiert zusammengearbeitet hat. Jedem Kritiker der "jungen Generation"  sei beruhigend gesagt, dass noch nicht alles verloren ist ;-) Im Gegenteil: Es gibt viele engagierte, motivierte und innovative Köpfe, deren Willenskraft es zu erhalten und zu fördern gilt. Ich empfinde den aufstrebenden Nachwuchs nicht als Konkurrenz, sondern als Beruhigung, denn Arbeit gibt es doch überall mehr als genug. Wenn man dann nicht nur diese Arbeit besser gestemmt, sondern auch noch konstruktiv und (inhaltlich) gewinnbringend vorangebracht bekommt, ist es doch ein großer Gewinn. Und somit mache ich mir auch um mich keine Zukunftssorgen, denn neben der Patientenversorgung kommt mehr und mehr die Aufgabe des Ausbilders, Coaches und Mentors auf mich zu, der dazu beitragen muss, dass sich der aufstrebende Nachwuchs bestmöglich entwickeln kann. Dies bedeutet nicht, dass ich lästige, mühsame und anstrengende Begleitumstände gänzlich beseitigen kann, so eine rosarote Brille habe nicht mal ich. Zudem bin ich der Meinung, dass es nicht schadet, wenn der eigene Wille zur angestrebten Tätigkeit durch eine eingeforderte Anstrengung geprüft wird. Die Menschen, die großartiges geleistet und gewaltiges erreichen konnten, haben dies nicht "by-the-way" und mühelos geschafft, sondern durch "Blut, Schweiß und Tränen".

Dieser pathetische Ausspruch kommt übrigens aus dem Song "Erfolg ist kein Glück" von Kontra K. Dieser Song stellt für mich eine große Motivation und Inspriration dar, da man den Text eigentlich 1:1 auf viele Bereiche wie u.a. Sport und auch das Berufsleben übertragen kann. Ich wünsche Jedem, der seinen Erfolg durch Glück erreichen will - alles Gute, bin aber nicht sehr hoffnungsvoll. Bekanntlich gewinnt bei jedem Glücksspiel nämlich schlußendlich immer die Bank.

Wer also etwas zäh und ausdauernd sowie zu Anstrengungen bereit ist, wird schlußendlich erfolgreicher sein, wie auch immer Erfolg individuell definiert wird.

 

https://www.youtube.com/watch?v=Acgy-3d4P6o

Veranstaltungsnachlese: Notarztkurs Roggenburg

Die Notarztkurse im Kloster Roggenburg sind für mich immer ein besonderes Erlebnis: Es hat schon was von Familientreffen. Seit 2010 bin ich den Notarztkursen, früher in Langenargen und nun im Kloster Roggenburg, verbunden, und es haben sich langjährige und intensive Freundschaften entwickelt. Schon Wochen vorher steigt daher die Vorfreude zunehmend die Kollegen/Freunde wieder zu treffen und es gibt dann schlußendlich vor Ort viel zu bequatschen. Ich denke bei aller fachlicher Motivation darf man sich diesen persönlichen sozialen Benefit schon eingestehen. Allen Referenten und Tutoren gemein ist die hohe intrinsische Motivation die präklinische Notfallmediziner praxisnah und up-to-date näher zu bringen, und so stachelt man sich förmlich gegenseitig zur Modifikation und Optimierung der Unterrichtseinheiten an.

Zuletzt wurde von von der Bundesärztekammer eine Modifikation des Kurscurriculums bzw. des sog. Kursbuchs erarbeitet, was es nun zukünftig um zu setzen gilt. Dies stellt in meinen Augen eine erhebliche Herausforderung für alle Kursveranstalter dar und ist nicht zwingend mit einer qualitativen/didaktischen verbunden. Aber grundsätzlich ist nach so vielen Jahren natürlich eine Aktualisierung und Anpassung an die aktuellen Voraussetzungen der Notfallmedizin notwendig und wünschenswert.

Aktuell durfte ich erneut die Vorträge zu den geriatrischen Notfällen, den medikolegalen Aspekten der Notfallmediziner und den Human Factors gestalten. Nachmittags folgten Workshops zu den Basismassnahmen der Kinderreanimation und invasiven Massnahmen. Auch hier war der Input der anderen Referenten, Tutoren und auch Teilnehmern erneut für mich eine große Bereicherung. Nur weil man ein Thema unterrichtet bedeutet es ja schließlich nicht, dass man nichts dazu lernen kann.

Ebenso lehrreich und interessant ist für mich auch stets immer der Austausch mit den Teilnehmern. Die Veränderungen im Gesundheits- und dazugehörigem Ausbildungssystem haben erheblichen Einfluss auf die Werte, Einstellungen und Ziele der jungen Kollegen. Weiterhin und anhaltend traurig finde ich, dass der Notarztdienst nicht selten eine Pflichtaufgabe darstellt, die ansonsten bei manchem Arzt nicht freiwillig gemacht werden würde, dies hat zwangsläufig bei allem Pflichtbewusstsein in meinen Augen Auswirkungen auf die individuelle Performance. 

Weiter muss man sich kritisch auch vor Augen halten, dass man sich als "Alter" auch nicht anmassen darf/kann die "Jungen" erzieherisch zugunsten der eigenen Einstellungen zu "schleifen". Es gibt Generations- und Systemunterschiede, daran kann man sich als "Alter" zwar reiben, aber es nützt nichts und ist auch vollkommen normal. Auch die Arbeit und Einstellungen unserer Vorgänger waren recht different zu unserem Tun.

Dennoch ist anhaltend und scheinbar unverbesserlich "making a difference" mein großer Wunsch und motivierendes Ziel. Früher meinte ich damit mehr meine eigene Arbeit "auf der Strasse" für den Patienten. Aber auch ich musste einsehen, dass der Tag nur 24h hat und man auch nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen kann. Wenn ich mich aber neben der Arbeit als "Krieger und Arbeiter" auch als Multiplikator verstehe, kann ich mithilfe meiner "Schüler" (schreckliches Wort) viel mehr erreichen und voranbringen als ich allein. Daher empfinde ich es als große Freude und Privileg recht häufig als Redner, Autor, Ausbilder, Tutor und auch als Prüfer gefragt zu sein. Gelingt es mir hier einen positiven Einfluss zu nehmen, habe ich unglaublich viel erreicht. Natürlich kommen da vermutlich jedem auch negative Beispiele aus der eigenen Entwicklung/Geschichte in den Sinn, aber auch an diesen Fehlern kann man sich ja ein Beispiel nehmen und muss sie nicht wiederholen.

So hoffe ich (und glaube ich auch), dass nicht nur aber auch die Teilnehmer des heurigen Notarztkurses eine junge Generation an guten Notärzten wird, die die flächendeckende und qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherstellen.

Und wenn ich dann das Glück haben sollte, dass sich nach ein paar Jahren noch jemand positiv an mich erinnert, wäre dies für mich der Ritterschlag ;-)