Nein nein, ich gebe jetzt nicht meine Tätigkeit im Gesundheitszentrum Todtnau schon wieder auf, im Gegenteil! Letztes Jahr hatte ich vom Leiter des Lörracher Palliativnetzwerkes Dr. Mario Steffens einen sehr interessanten Vortrag zur Palliativmedizin gehört. Es wurde durch die Kollegen bereits Vieles engagiert erreicht, aber das System lässt sich auch noch optimieren, v.a. braucht es noch mehr ausgebildetes Personal in diesem Bereich.
Ich halte die Palliativmedizin für eine urärztliche Tätigkeit, welche eine hohe auch gesellschaftliche Bedeutung hat. Ich habe mir daraus eine persönliche Verantwortung abgeleitet mich auch in diesem Bereich ein zu bringen. Wenn ich ehrlich bin war mir die Betreuung Sterbender schon immer ein besonderes Anliegen als letzter Dienst an meinen mir anvertrauten Patienten.
Dank der Unterstützung meiner Chefs habe ich nun die Gelegenheit die Ausbildung zum Palliativmediziner (ZB) zu machen und bin gestern in den Basiskurs gestartet.
Klar bin ich des Lesens mächtig und hatte mich auch auf den Kurs vorbereitet, ich bin aber dennoch ob des breiten Spektrums der Palliativmedizin überrascht und zugleich freudig angetan. Der Palliativmediziner versucht keine Lebenszeit heraus zu schlagen, aber er füllt die verbleibende Zeit mit Lebensqualität - ist dies keine herrliche Tätigkeit?
Für mich ist die Begeisterung für die Notfall- und Palliativmedizin kein Widerspruch. Als Notfallmediziner versuche ich bei kurativem Ansatz dem Tod mit aller Kraft ein Schnippchen zu schlagen und bin dazu auch mitunter auch recht invasiv. Aber es gehört zu meiner ärztlichen Verantwortlichkeit zu erkennen, wenn es keine Heilung bzw. Rettung mehr gibt. Dann gilt es nicht ohne Indikation und Verstand Massnahmen zu ergreifen. Vielmehr ist es mir eine Pflicht in den "palliativmedizinischen Modus" im Sinne des Patienten und mit Hilfe auch für die Angehörigen zu wechseln.
Wann bedarf es welcher Massnahmen mit welcher Zielsetzung? Um dies für mich auch noch besser heraus zu finden, werde ich dieses Frühjahr auch noch die Weiterbildung zum Ethikberater in der Medizin beginnen. Ich denke mir erschließen sich durch diese beiden Qualifikationen ganz neue Horizonte und Sichtweisen. Ich freue mich schon sehr auf diese Bereicherung und werde Euch auch diesbezüglich auf dem Laufenden halten. Und keine Sorge, ich bleibe der Akut- und Notfallmedizin schon treu, dazu ist meine Passion viel zu groß. Aber eine ganzheitliche Sichtweise hat ja noch Niemandem geschadet.