Urlaubslektüre Teil1: Am Berg.

Schon länger hatte ich das Buch begonnen, nun bin ich im Urlaub endlich dazu gekommen es fertig zu lesen. Hierbei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Verlag und der Bergwacht Bayern. Ein professioneller Buchautor ohne Bezug zur Bergrettung interviewte überwiegend bayrische Bergwachtler zu ihren prägenden Einsatzerlebnissen. Weiter gibt es noch ein paar Experteninterviews zu ausgewählten Themen.

Es ist sicher kein Bergwacht-Lehr oder -Sachbuch, aber auch keine seichte Unterhaltungslektüre. Ich bin mir nicht sicher, wie es Lesern gefällt, die keinen Bezug zur Medizin/Hilfsorganisationen haben. Für Insider gibt es aber sicherlich auch keine Aha-Erlebnisse. Man sollte auch darauf hinweisen, dass man die bayrische (alpine) Bergwacht nicht mit den Mittelgebirgsbergwachten wie der Bergwacht Schwarzwald vergleichen kann. Da gibt es kein „besser“ oder „schlechter“, sondern die Voraussetzungen und Umgebungsverhältnisse sind einfach unterschiedlich.

Dennoch hat mir das Buch viel gegeben und ich bin dankbar für die Lektüre: Es wurde mir wieder einmal vor Augen geführt, wie „Bergwichtel“ so „ticken“ und was für ein Menschenschlag sie sind. Sie scheinen geprägt zu sein von ihrer Heimat- und Naturverbundenheit sowie der hohen Motivation Menschen in Not zu helfen. Diese Motivation wird in der langen und breit gefächerten Ausbildung auf die Probe gestellt und es ist auch nicht einfach über Jahrzehnte hinweg trotz aller Veränderungen (die nicht immer nur positiv sind) die Stange zu halten.

Wie alle Menschen streben natürlich auch sie nach Bestätigung und Lob für ihre Mühen, dies ist ein urmenschliches Bedürfnis. Da es sich hier um zumeist recht wortkarge und oftmals zurück gezogene Menschen handelt drängen sie sich durch ihr Tun nicht in den Vordergrund. In diesem Sinne ist das Buch stellvertretend für die tausenden Bergretter ein Bildnis dieser wertvollen Arbeit am Nächsten trotz einiger Unwägbarkeiten und manchmal auch Gefahren.

Mir hat es persönlich einen wertvollen Denkanstoss gegeben, warum ich mich wie und wo (ehrenamtlich) engagiere und was mir dabei wichtig ist. Wir alle sind angetrieben durch unsere Motivation und Bedürfnisse, doch führen wir sie uns (zu) selten vor Augen, dabei sollten wir sie regelmäßig mit unserem Tun abgleichen, damit wir nicht von unserem (Lebens-) Weg abkommen. Meiner Meinung nach ist dies nicht egoistisch sondern realistisch und resilienz-fördernd, wenn man sich gelegentlich fragt, ob einem die eigene Tätigkeit noch etwas „gibt“. Wenn es anhaltend nicht mehr so ist, so sollte/muss man sich in meinen Augen neu orientieren. Dies ist nicht nur für sich, sondern auch für sein Umfeld das Beste. Das hat gar nichts mit Groll und Frust zu tun, sondern nur hilfreich wie eine „Festplattenreinigung“, damit wieder genug Leistung zur Verfügung steht.