„Was willst Du mal werden?“ „Papa Schlumpf!“

Vor vielen Jahren gaben mir die damaligen Zivis beim DRK den Spitznamen Papa Schlumpf. Ich war davon amüsiert, entsetzt und verwirrt zugleich!

„Sehe ich schon so alt aus?“

„Mein Bart ist doch noch garnicht grau?“

„Ich will kein Besserwisser sein!“

„Ich bin doch kaum älter als die Jungs?!“

Mein Namensgeber klärte mich auf: Ich würde mich um die neuen Zivis bemühen und man könnte mich bei Fragen ansprechen. Daraufhin machte sich bei mir große Erleichterung breit und ich habe den Spitznamen auch etwas als Lob verstanden.

 

Nicht nur in der Kindheit, sondern auch in den letzten Jahren wurde ich häufiger gefragt: „Was willst Du denn mal werden?“

Eine Frage, die mich nicht selten verlegen gemacht: Man will weder hoch- noch tiefstapeln, realistisch sein,...

Und da habe ich mich wieder an meinen alten Freund erinnert: „Papa Schlumpf!“

 

Papa Schlumpf hebt sich von den anderen Schlümpfen nicht ab, er ist einer aus der ganzen Familie. Er hat stets ein Lächeln auf den Lippen und der Bart verleiht ihm ein wohlwollendes und vertrauenswürdiges Aussehen. Er wirkt erfahren, ist stets für seine Schlümpfe ansprechbar und da, weiß Rat, erscheint weise... Er ist belesen, übernimmt Verantwortung im Sinne seiner Schlumpffamilie, drängt sich aber nicht auf und verteidigt keinen Führungsanspruch. Wenn jemand Kummer hat, nicht weiter weiß, Hilfe braucht, dann geht er zu Papa Schlumpf, der Verständnis zeigt. Er gibt seine Erfahrungen und Wissen weiter und ist somit auch ein toller Lehrer!

 

Ein toller Kerl, nicht wahr? Superman ist für mich ein Sch...dreck dagegen!

 

Bevor ich weiter von MEINEM HELDEN schwärme: Ich bin überzeugt, ich bin von diesem meinen Idol extrem weit entfernt, hoffentlich nicht nur optisch...

ABER ICH HABE EIN ZIEL!!!

Ich kann mich annähern, aber ohne zu kopieren oder mich an zu biedern. Die Richtung habe ich mir vorgegeben, MEIN ZIEL darf/muss/werde ich selber definieren.

 

Darum soll es mir in diesem Artikel gehen: Ich glaube viele haben heute KEIN ZIEL mehr?!

 

In letzter Zeit habe ich viele Menschen, nicht nur meinen Kindern mit ihren herrlichen und herzlichen Antworten darauf, sondern auch viele junge Kollegen und Kolleginnen die Frage gestellt: „Was willst Du denn mal werden?“

 

Alles gescheite und differenzierte Menschen die ich sehr schätze, aber dennoch scheint diese Frage für viele nicht beantwortbar zu sein.

Hhhhmmm, haben vielleicht doch die Greyhounds recht, die über die Generation Y schimpfen? „Die haben doch keine Ahnung, sind unmotiviert, wollen nicht arbeiten, zeigen keine Leistung,...“

 

NEIN!!! Das glaube ich nicht!

 

Aber ich glaube Vielen fehlt ein ZIEL! Es ist nicht definiert wo man selbst hin will, für das man sich motivieren kann, viel Engagement zeigt. Keine berufliche Position, keine definierte Rolle im privaten wie beruflichen Umfeld.

 

Ich denke früher war dies mehr klar:

„Ich will mal den Beruf xy haben“

„Ich will mal Meister/Chef werden“

„Ich will mal finanziell erfolgreich sein“

„Ich will mich ganz meiner Familie widmen“

„Ich will nicht arm oder arbeitslos sein“

„Ich will, dass xyz stolz auf mich ist“

„Davon will ich noch meinen Enkel erzählen“

 

Ist unsere Welt heute so trostlos, dass wir uns solcher Ziele besser garnicht mehr stecken, weil wir sie eh nicht erreichen können? Nein, überhaupt nicht!

Wenn wir ehrlich sind leben wir, von Ausnahmen abgesehen, im Schlaraffenland! In einem Überfluss an Auswahlmöglichkeiten finden wir uns kaum noch zurecht. Wir können weitgehend unsere Bildung bestimmen und somit unsere Ausbildung. Wo ein Wille ist, ist auch fast immer ein Weg, vielleicht nicht geradlinig und schnell, aber er ist da! Wir können unser soziales Umfeld beeinflussen, wir leben auch in einer Gesellschaft mit vielen sozialen Hilfen und können diese auch bei Bedarf in Anspruch nehmen, was Sicherheit gibt. Entschuldigung, für unsere Freunde sind wir selbst verantwortlich und haben sie uns ausgesucht, da braucht man auch nicht jammern. Via Internet sind wir mit der ganzen Welt vernetzt und stehen scheinbar unbegrenzt in Kontakt. Eigentlich ist es nicht mehr der „american dream“ sondern „my personal dream“. Aber genau da fängt das Elend an: Vor lauter Auswahl weiß man gar nicht, was für ZIELE man sich heraus picken und verfolgen soll. Sobald es schwierig wird und wir anecken drehen wir ab, suchen was Neues und erscheinen daher unstet.

Fehlt uns das Ziel, können wir uns auch nur schwerlich motivieren und engagieren, wir haben große Probleme eine herausragende Performance zu zeigen...

 

Ich will nicht weiter jammern und klagen. Am Sprichwort ist was dran: „Jeder ist seines Glückes Schmied“.

 

Also, ran an die Herausforderungen des Lebens. Ich habe jetzt auch selbst keine Zeit mehr, ich muss die blaue Farbe und meine rote Mütze suchen...der Bart wird mit der Zeit sicher auch von allein grau...

 

Nehmt mich bitte nicht zu ernst, aber wer mich nur etwas kennt weiß, worauf ich hinaus will. Los geht`s!