Nachlese Grüne Rettungsdienstkonferenz Berlin

Big Picture: Grüne Rettungsdienst-Konferenz in Berlin

Es war mir eine Freude und Ehre von MdB Dr. Janosch Dahmen nach Berlin eingeladen worden zu sein. Die Grüne Bundestagsfraktion hatte zu diesem interdisziplinären Austausch zwischen Politik und Gesundheitswesen geladen. Es gab jedoch erfreulicherweise keinerlei parteipolitischen, sondern lediglich themenbezogene Inhalte.

Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, wer an dieser Konferenz teilnimmt, wobei ich natürlich nur die Teilnehmer vor Ort bei dieser Hybridveranstaltung mitbekommen habe. Sehr angetan war ich, wie es dem Team von Dr. Dahmen gelungen ist einen bunten Querschnitt durch die Notfallmedizin für diese Veranstaltung zu gewinnen. Bei mir selbst ging es darum die Notfallversorgung im ländlichen Bereich zu repräsentieren.

Die geplante Strukturreform der Notfallversorgung in Deutschland stellt alle Akteure, politisch wie medizinisch, vor große Herausforderungen. Es besteht Konsens, wo es in Deutschland Defizite gibt, und viele gute Ansätze wurden formuliert, wie man ihnen entgegnen könnte. Daher könnte die Hoffnung aufkeimen schnell und effektiv voran schreiten zu können. Doch es gibt auch erhebliche Probleme zu überwinden. Dies liegt im föderalen System unseres Landes mit Zuständigkeiten des Bundes, der Länder und der Kommunen sowie der Vergütung durch nichtstaatliche Stellen wie die gesetzlichen Krankenkassen. Genauso heterogen sind die Leistungserbringer in der Notfallversorgung: Krankenhäuser unterschiedlichster Betreiber, KV, GKV/PKV, Rettungsdienste von privaten Unternehmen über Hilfsorganisationen bis hin zu den Feuerwehren. Alle Akteure haben ihre eigenen Interessen, Kompetenzen und Möglichkeiten. Dies unter einen Hut zu bekommen ist eine Mammutaufgabe.

Dennoch macht es keinen Sinn ob dieser Probleme den Kopf in den Sand zu stecken, sondern man muss den Diskurs suchen und nach einer gemeinsam tragbaren und tragfähigen Lösung suchen. Und diese Optionen können nicht aus der Politik kommen, sondern aus der Praxis, müssen dann aber argumentativ fundiert sowie juristisch korrekt in die Politik übertragen werden, damit Gesetze und Verordnungen erlassen werden können.

Die Inhalte dieser Konferenz werde ich in weiteren Beiträgen aufarbeiten, zusammenfassend möchte ich aber schon mal für mich resümieren, dass die Veranstaltung mein „big picture“ der Thematik deutlich geschärft hat.

Jeder hat und sieht seine Probleme. Ggf. bestehen sogar bereits schlüssige Lösungsoptionen. Jedoch könnten diese aber bereits ein neues und auch wieder an sich relevantes Problem (Nachteil) darstellen. Auch juristisch kann man die ganzen Vorgaben (Gesetze etc.) nicht getrennt voneinander betrachten, da sie zu sehr miteinander verwoben und auch historisch gewachsen sind. Alle Vorgaben haben an sich eine edle Absicht und bestehen aus gutem Grund. Doch konkurrieren/interagieren/konterkarieren sie sich wechselseitig. 

 

Eigentlich halte ich mich durch meinen Werdegang für breit aufgestellt, aber ich musste/durfte erkennen, dass mir einige wichtige Bereiche bisher durch die Lappen gegangen sind. Dies meine ich mit „big picture“ – aus vielen Puzzleteilen entsteht ein immer größeres Bild. Und man läuft natürlich sonst Gefahr kleinkariert und engstirnig zu sein, weil man den Blick aufs Große und Ganze verliert. Man kämpft wie ein Löwe engagiert und mitunter emotional um eine Kleinigkeit, die objektiv betrachtet gar keinen praktischen Impact hat. Natürlich muss man im und am Detail arbeiten, aber der Blick über den Tellerrand ist wichtig.

 

Was mich auch beeindruckt hat ist die Tatsache, wie oft ich im Rahmen dieser Veranstaltung auf meine Homepage angesprochen wurde. „Bist Du nicht der von www.passion-notfallmedizin.de?“ Klar weiß ich wie oft meine Beiträge gelesen werden, jedoch die Tragweite und Einfluss unterschätze ich bescheiden mitunter. Daher ist es mir eine Ehre aber auch eine Verpflichtung trotz wenig Zeit diese Seite weiter zu betreiben und voranzubringen. Sie stellt eine persönliche und somit unabhängige, wenn auch subjektive Plattform dar und ich bin froh, glücklich und auch etwas stolz, dass so viele Menschen mir auf diesem Wege „zuhören“ und sich „etwas sagen lassen“. Daher gelobe ich hier und auch auf den Social Media künftig wieder aktiver zu sein.

Aber warum mach ich das? Für mein Ego? Hab ich nichts Besseres zu tun? Oh doch, ich habe so viel zu tun und auch noch viele weitere Interessen. Aber ein Motto von mir ist ja „making a difference“. Also der Anspruch / Wunsch einen Unterschied machen zu können, Einfluss zu nehmen, und sei er noch so klein. Einfluss meine ich nicht im Sinne von Macht, sondern etwas bewegen und Gutes tun zu können. Wenn ich nun Dienste schiebe (was ich für mich eigentlich am liebsten mache, einfach auf „der Gass“ zu sein und einen guten Job zu machen) kann ich mehr oder weniger nur für meine Patienten etwas Gutes tun. Wenn ich mich jedoch in der Ausbildung wie auch immer engagiere, dann bin ich als Multiplikator tätig und kann viel mehr erreichen. Und dazu sollte mir jedes Mittel gerade recht sein, sei es ein Blogbeitrag, ein Workshop/Vortrag/Kurs, ein Unterricht, eine Prüfung oder oder oder.

Man darf nur nicht die Angst haben, dass man sich dadurch seine eigene Konkurrenz heranzieht. Aber diese Sorge habe ich nicht, sondern es lässt mich im Gegenteil ruhiger schlafen. Es mangelt überall an hoch qualifizierten personellen Nachwuchs. Und wenn ich mich für diesen nicht engagiere, darf ich mich nicht wundern, wenn ich bis zum Umfallen den Job selbst machen muss und dann kein Nachfolger zu finden ist.

Zunehmend erscheint es mir aber auch zunehmend wichtig sich (berufs-) politisch zu engagieren. Nicht zum Selbstzweck oder wegen eigener Geltungssucht, sondern man kann sich meiner Meinung nach nur über „schlechte“ Gesetze und Vorgaben beklagen, wenn man sich auch in diesem Bereich engagiert hat.

 

Also, so gut es meine Zeit zulässt will ich noch viele Aspekte dieser beeindruckenden Veranstaltung im Nachgang hier aufarbeiten und aus meiner Sicht darstellen – ihr könnt gespannt sein. Ich will damit auch nicht „missionieren“, sondern eher zum Nachdenken anregen und will mit meinen Aussagen nicht apodiktisch sein, sondern zur Diskussion motivieren.