„Lass Dein Feuer in Dir brennen!“ Diese Nachricht schickte ich meiner Tochter heute Morgen auf Ihr Handy. Nicht, weil ich mich um eine Unterkühlung sorgte, sondern eher um die grundsätzliche Alltagsmotivation. Ich will jetzt hier aber keinen Lebensratgeber für pubertierende Teenager schreiben, sondern möchte auf ein in meinen Augen allgemeines und häufiges Problem hinweisen. Ich möchte auch nicht so weit gehen wie in den Motivationsreden à la David Goggins oder Jocko Willink auf YouTube & Co, da bin ich eher gemäßigter. Aber dennoch lausche ich gelegentlich deren Reden als ein Paradebeispiele recht radikaler und somit aufrüttelnder Motivation. Eher mein Ding sind da die Reden von Admiral William McRaven, welche ebenfalls bei YouTube zu finden sind, die Bekannteste ist wohl „If you wanna change the world, start off by making your bed“. Übrigens sind alle drei Redner ehemalige Navy Seals, Soldaten also, welche im Rahmen ihrer extrem harten Ausbildung zunächst gebrochen und dann strukturiert wieder aufgebaut wurden. Eine Strategie, die auch mir sehr befremdlich ist.
Mir geht es hier viel mehr um das in meinen Augen viel häufigeres Problem, dass Menschen in Industrieländern haben: Sie haben keine Ziele für sich definiert, weder kurz noch langfristig. Das Leben erscheint rein selbstbestimmt und man hat den Eindruck selbst keinen Einfluss nehmen zu können. Dies raubt jegliche Motivation und Disziplin für eine aktive Lebensgestaltung. Warum ist das insbesondere ein Problem von Menschen aus Industrienationen? Weil es dort zumeist keine wirklichen existenziellen Sorgen und Nöte gibt. Es sind eigentlich alle relevanten Grundbedürfnisse erfüllt und man hat Zugang zu extrem vielen Entwicklungswegen, was die Auswahl und Entscheidung häufig nicht einfacher macht (wie wenn man ohne Hunger vor einer umfangreichen Speisekarte sitzt). Dieses Luxusproblem will ich aber gar nicht abschaffen. Viel mehr will ich sensibilisieren auf die Notwendigkeit sich Ziele zu setzen, da dies für eigene Motivation obligat ist. Ich bin so frech und provozierend, dabei meine ich es wirklich nur gut, und frage Menschen in meinem Umfeld nach ihren Zielen und Plänen. Sie müssen sie mir nicht einmal verraten, ich will nur wissen ob es sie überhaupt gibt. Es scheint unschicklich geworden zu sein sich Ziele zu setzen, was aber absolut falsch ist. Man braucht Pläne und Ziele, was Aufmerksamkeit und Zeit sowie Mühe voraussetzt. Es braucht realistische Zwischenziele von kurz- bis langfristig, welchen man strukturiert und geplant nachgehen kann. Die Angst diese nicht erreichen zu können und dann enttäuscht zu sein ist zumeist unbegründet. Und es geht ja eh niemanden zwingend etwas an, was meine eigenen Ziele/Pläne sind, die gehören mir allein und ich habe das Recht sie bei Bedarf auch zu modifizieren.
Hierzu muss man zunächst erkennen, für was man brennt. Nicht nur, was OK und nicht weiter schlimm ist – sondern es ist viel mehr. Es muss bedeutsam und subjektiv groß sein. Und man MUSS die Zuversicht haben aktiv eingreifen und gestalten zu können, was auch eine obligate Voraussetzung der Zielerreichung ist. Also man kann und muss etwas aktiv und mit Inbrunst (was für ein herrlicher alter Begriff) dafür tun, es reicht nicht still ab zu warten. Und darin sehe ich das Problem Vieler: Man schwimmt durch den Tag, die Wochen, Monate und Jahre. Und irgendwann kommt die Frustration, dass nichts passiert und alles fremdbestimmt erscheint. Denn wenn man selbst nichts unternimmt, wird man passiv und unterwirft sich allein Reglementierungen von außen.
Dieses Thema wird übrigens sehr gut in den eher kleinen Büchlein von John Strelecky "Das Café am Rande der Welt", "Wiedersehen im Café am Rande der Welt" und "The Big Five for Life" herausgearbeitet - diese kann ich ebenfalls absolut empfehlen.
Und es muss auch nicht jeder gleich eine hochrangige Leitungskraft werden. Im Gegenteil, ich habe eigentlich den größten Respekt vor Menschen in vergleichsweise einfachen Rollen und Funktionen, die sie jedoch dennoch mit ihrer ganzen Liebe und vollem Einsatz motiviert ausführen, man kann in jeder Position „outstanding“ sein.
Und hier möchte ich abschließend den Bogen schließen motiviert und aktiv einem meiner persönlichen Leitsprüche nach zu gehen: „Making a difference!“
Braucht man, kann man – tut gut und befriedigt. Fertig.