Keine Weihnachtsgeschichte – wir sind im Krieg

Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen. (Martin Luther)

 

Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)

 

Panikmache ist nicht mein Ding, leugnen und querdenken noch viel weniger. Doch leider kann ich dieses Jahr bisher keine rührige persönliche Weihnachtsgeschichte erkennen.

 

Die Infektsprechstunde unserer Praxis ist rappelvoll, Freunde von mir sind aktuell selbst schwer symptomatisch an Covid19 erkrankt, im Rettungsdienst bekommt man fast kein Klinikbett bzw. Beatmungsoption mehr, die Klinikressourcen sind beinahe erschöpft...

Geschätzt über 50% meiner Patienten in der Praxis fühlen sich aktuell schwer mental belastet und zeigen daher auch viele psychische Symptome oder haben Anzeichen für ein psychosomatisches Leiden. Mir fällt es zunehmend schwerer Zuversicht aus zu strahlen und die Patienten motivierend auf zu bauen. Nicht weil ich selbst nicht mehr an einen guten Ausgang glauben würde, sondern weil es gehörig anstrengend ist und Kraft kostet. Aber dafür bin ich da. Auch meine mentale Erschöpfung nimmt zu. Wenn auch in geringer Anzahl, aber so muß ich mich dann auch noch mit Maskenverweigerern (Stichwort Maskenattest) und Impfpanikern auseinandersetzen – für mich eine zunehmende Herausforderung gelassen zu bleiben. Aber alle sehnen sich dem Shutdown-Ende entgegen und wollen die Masken bei Seite legen, von den anderen Restriktionen mal ganz abgesehen. Es wird gejammert und geklagt, außer man ist selbst oder im persönlichen Umfeld selbst betroffen, dann schlägt das Pendel sofort um. Dann ist man zu Allem bereit und zu jeder Massnahme motiviert. Das Leid der Angehörigen von Verstorbenen ist kaum zu ertragen, zumal sie oft nicht Abschied nehmen konnten – tröstende Worte gibt es da wohl kaum.

 

Diese Woche kam ein sehr guter Bericht über meine ehemaligen intensivmedizinischen Kollegen aus Freiburg, hier noch mal der Link:

 

https://www.ardmediathek.de/swr/video/betrifft/lebensretter-dauereinsatz-gegen-corona/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEzNjg1NTc/

 

Ich bürge für die gemachten Aussagen, Zweifler dürfen mich gerne kontaktieren. Den Behandlungsteams in allen Kliniken gebührt mein tiefer Dank und höchster Respekt. Neben der hervorragenden Arbeit sehe ich aber auch deren maximale Belastung, die mir Angst um die Kollegen macht.

 

Auch wenn ich 2000 Zivildiener war, möchte ich nun doch den Vergleich mit einem Krieg wagen. Eine verherrlichende Darstellung einer kriegerischen Auseinandersetzung liegt mir sehr fern, aber ich denke so werden ein paar Dinge klarer und ich bitte Euch meinem Gedankenspiel zu folgen. Für mich befinden wir uns im Krieg gegen das Coronavirus, ein Kampf um Leben und Tod. Nicht nur ein Land, sondern die ganze Welt kämpft, wenn auch nicht abgestimmt und gleichartig, gegen den selbigen Feind. Es ist keine Armee, sondern nur ein kleines Viruspartikelchen, aber dennoch handelt es perfide und hinterhältig ähnlich einer Guerilla-Taktik: Vor allem die alten, kranken und schwachen Mitglieder unserer Gesellschaft werden angegriffen, aber es werden z.T auch junge, kräftige und ansonsten fitte Menschen fallen ihm zum Opfer. Es gibt keine Warnung oder Ultimatum. Die Folgen sind verheerend, aber dennoch tun wir uns so schwer mit den abwehrenden Massnahmen wie Masken, Shutdown etc. Dabei ist es das Einzigste, was wir tun können, denn wir befinden uns bisher in einem reinen Verteidigungskrieg, da uns wirksame Waffen gegen das Virus fehlen. Nun kommt mit der Impfung eine sehr gute Schutzoption gegen einen Angriff auf den Markt, aber sie wird aus eher theoretischer Sorge oft (vorerst) abgelehnt.

Gehen wir der Einfachheit halber bei einer sicher noch höheren Dunkelziffer von 1000 Corona-Toten PRO TAG allein in Deutschland aus. Das öffentliche Leben geht fast normal weiter, aber wie wäre es, wenn wir aufgrund von Terror- oder konventioneller Kriegslagen so viele Opfer zu beklagen hätten? Was wäre dann wohl los in unserem Land? An ein normales Alltagsleben wäre dann nicht zu denken und Viele wären kampfbereit. Lieber eine Schußwaffe in die Hand als Maske und Quarantäne? Ist doch bizarr, nicht war? Wenn jeden Tag zwei Jumbojets in Deutschland vom Himmel fallen würden, wer würde sich dann noch freiwillig in ein Flugzeug setzen? Hätten wir diese täglichen Opferzahlen aufgrund von Naturkatastrophen oder Hungersnöten, dann würden Viele wohl als Flüchtlinge das Land verlassen, aber wohin?

 

Die Situation ist in meinen Augen aber weder hoffnungslos noch verloren. Wir müssen den Kampf nur geschlossen/gemeinsam und entschlossen aufnehmen. Eigene Bedürfnisse und Wünsche sind dem Gemeinwohl unter zu ordnen, weil es Leben rettet bzw. vorausschauend schützt. Wir sind zwar in der unglücklichen Lage nur einen Verteidigungskrieg führen zu können, aber lasst uns doch zur Verteidigung die zur Verfügung stehenden Waffen (Massnahmen) vollumfänglich ausnutzen! Warum entsteht kein „gesunder“ Patriotismus, nur weil wir nicht gegen Soldaten sondern „nur“ gegen ein Virus kämpfen?

 

Aber was kann ich als einzelner Mensch überhaupt machen? Sehr viel!

-      Tragt die Masken!

-      Haltet Abstand!

-      Meidet Kontakte!

-      Lasst Euch impfen, sobald der Aufruf erfolgt. Es geht um Euren eigenen Schutz, ebenso der Eurer Angehörigen und Freunde sowie um Eure soziale Verantwortung der Gesellschaft gegenüber

-      Bereitet Euch selbst auf den Kampf gegen das Virus durch gesunde Lebensweise vor: Ausgewogene Ernährung, Gewichtskontrolle, gute körperliche wie mentale Physis, Sport, Verzicht auf Genußstoffe oder gar Drogen, behandelt aggressiv Eure Vorerkrankungen. Kurz gesagt: Haltet Euch gut in Schuss! Es ist zweifelsohne protektiv mit guten Ressourcen in eine etwaige Erkrankung zu gehen.

-      Schont die Ressourcen der Gesellschaft und des Gesundheitswesens, damit sie sich dem Kampf gegen das Virus stellen können.

-      Bringt Euch mit Euren Kenntnissen, Fertigkeiten oder schlichtweg Eurer Hilfsbereitschaft für die Gemeinschaft ein! Nicht jeder ist medizinisch ausgebildet, aber es gibt auch sonst viele Optionen wie Einkaufshilfe u.v.m.

 

Ich möchte gar nicht auf die Diskussion eingehen, was man normalerweise mit Menschen macht, die eine Kriegssituation leugnen bzw. sich nicht beteiligen oder die Massnahmen gar konterkarieren? Jetzt veranstalten sie Demos und boykottieren gut begründete Regeln und feiern sich dafür u.a. in den sozialen Medien.

 

Ein Gedanke sei mir noch gestattet: Würden wir uns bei einem „normalen“ Krieg auch über die Einmischung des Staates in unsere Freiheiten beschweren? Würden wir dann nicht jeden sich uns bietenden Strohhalm ergreifen?

 

Nichts desto trotz wünsche ich Euch allen trotzdem frohe Weihnachten als Fest der (Nächsten-) Liebe! Ich danke von Herzen allen tapferen Kämpfern/Soldaten – ihr seid die wahren Helden/Engel in der diesjährigen Weihnachtsgeschichte. Also gibt es sie doch, die Weihnachtsgeschichte 2020 - Halleluja!