Ganz schön benebelt - Umgang mit den "neuen Drogen"

Ich genieße es in ruhigen (Dienst-) Zeiten mich auch mal selbst wieder fort zu bilden. Diese Gelegenheit bietet sich manchmal auch aus unerwarteten Quellen. So wurden auf 3sat am 21.11.2019 zwei interessante Sendungen zu den sog. "Legal Highs" und der  Einsatz von psychotropen Substanzen in der Medizin ausgestrahlt:

https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/neue-drogen-legal-lebensgefaehrlich-100.html

https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel---drogen-als-medizin-100.html

Ich denke hier muss sich grundsätzlich jeder seine eigenen Gedanken machen um sich eine fundierte Meinung bilden zu können.

Die Allgemeinbevölkerung, und noch viel mehr wir "Mediziner" im erweiterten Sinne dürfen jedoch nicht die Augen vor dieser florierenden Szene verschließen. Gerade in der Notfallmedizin werden wir zunehmend oft mit Konsumenten dieser Substanzen konfrontiert. Für mich immer eine großer Herausforderung, weil ich gerne "meinen Feind kenne, gegen den ich kämpfe". Zumeist ist der eigentliche Wirkstoff oder zumindest dessen Gruppe jedoch nicht ersichtlich. So bleibt nur eine überwachende Medizin und eine symptomatische Therapie übrig während man abwarten muss, bis der Spuk vorbei ist. Da ich ein einfacher Mensch bin bleibe ich auch jetzt mal bei den medizinischen Implikationen dieser Substanzen, juristisch übersteigt der komplexe Umgang mit diesen Drogen meinen Horizont. Jedenfalls darf man die Augen nicht davor verschließen, denn längst geht es nicht mehr nur um aufputschende eher harmlose Wirkstoffe, sondern auch um synthetische knall-hart wirkende Abkömmlinge von Benzodiazepinen, Opioiden und Co.

Ein weiteres in der erstgenannten Reportage beleuchtetes Thema sind die sog. CBD-Öle, ein Hanf-Produkt mit Cannabinoiden-Inhaltsstoffen. Mehrere Patienten in der Allgemeinmedizin haben mir von einer Selbsttherapie damit berichtet mit unterschiedlicher Wirksamkeit. Wie soll ich nun damit umgehen, wenn sie mir von positiven Wirkungen berichten, welche ihnen eine andere konservative medizinische Therapie erspart? Alles nicht so einfach.... aber ein Nahrungsergänzungsmittel ist es wie angepriesen in meinen Augen jedoch nicht. Besonders schwierig macht es mir, dass man die einzelnen Produkte nicht miteinander vergleichen kann, weil die Wirkstoffe und ihre Konzentration immens unterschiedlich sind, auch manchmal zwischen den Chargen des gleichen Produkts.

Der zweite Fernsehbeitrag ist eher was für die "Nerds" bei den Psychotropen Substanzen: Es wird diskutiert, ob und wie man Substanzen, die eigentlich als Suchtstoffe gelten, medizinisch einsetzen kann. Da denken Viele gleich an THC, jedoch geht es hier vor allem um Therapieverfahren in der Psychiatrie.

Ich erhoffe mir mit diesem "Denkzettel" über ein Problemfeld unserer Medizin/Gesellschaft zu einem fruchtbaren Dialog und Diskussion beitragen zu können.