Buchempfehlung: Mein Leben mit dem Tod

Der notärztliche Kollege Tom Wrede hat ein Buch über seine Erfahrungen und Begegnungen mit dem Tod geschrieben, privat wie beruflich. Ob der Leser ein medizinischer Laie oder Profi ist, spielt eigentlich keine Rolle, Wrede hat es allgemein verständlich formuliert.

Ich zolle Tom Wrede meinen vollsten Respekt und danke ihm für seinen Mut und Offenheit auf fast schon intime Art und Weise seine Gedanken und Emotionen mit den Lesern zu teilen. Man kann sich traurig gut in seine Berichte hinein versetzen.

Ich möchte aber auch warnen: Allgemein gültige Antworten wird man im Buch keine finden, es ist sein ganz individueller Umgang mit dem Tod, welche auf seine diversen Begegnungen mit ihm fußen. Man kommt aber bei der Lektüre "zwangsläufig" dazu die eigenen Berührungspunkte, die persönlichen Einstellungen dazu und den daraus resultierenden Umgang mit dem Tod zu reflektieren. Dies halte ich für eine lohnenswerte und eigentlich zwingende Hausaufgabe, der man sich gerade als Mitarbeiter/in im Gesundheitswesen stellen sollte.

Mir fehlt leider der Mut mich wie Tom Wrede zu öffnen, nur so viel: Für mich hat der Tod viele Gesichter. Ich habe ihn schon als bösen Dämon kennen gelernt, der unvermittelt, gemein und schicksalshaft zuschlägt. Es fällt dann unglaublich schwer diese Begegnung mit ihm zu verarbeiten und es tauchen immer mehr zweifelnde und verzweifelte Fragen auf. Er kann aber auch ein ersehnter Freund sein, der bereits lange erwartet und herbei gesehnt wurde. Daher kann man ihn auch mitunter als Gnade empfinden und wir sollten dann rechtzeitig den sterbenden Menschen loslassen können. Alles zur rechten Zeit, was leicht klingt, aber extrem schwierig ist.

Ich weiß, es wird keine Freude und Spass bereiten und die Beschäftigung mit solch einem ernsten Thema stellt eine echte Arbeit dar, aber es erscheint mir sehr lohnenswert. In unserer Gesellschaft wird der Tod leider viel zu sehr verdrängt, gerade wir "Profis" sollten hier mit gutem Beispiel voran gehen, nicht zuletzt weil wir deutlich mehr Berührungspunkte mit dem Tod haben als die Allgemeinbevölkerung. Wir sollten aber auch darauf achten, wann wir eben Profis, und wann auch einfach nur ein fühlender und trauriger Mensch sind /sein dürfen.