Neue Lebenswege

Im Frühjahr 2018 habe ich mehrere Beiträge zum Thema Lebenswege veröffentlicht, als sich mehrere berufliche Pläne leider zerschlagen haben, ehe ich im Juli meine neue Tätigkeit in der internistischen Intensivmedizin angetreten habe. Das Team der MIT 1&2 der Uniklinik Freiburg ist wirklich sagenhaft und ich bin stolz darauf dazu zu gehören. Die Arbeit ist hoch interessant und auch sehr lehrreich für mich.

Trotzdem muss ich vermelden, dass ich bereits Ende Februar die Uniklinik wieder verlassen werde. Es liegt wahrlich nicht an der Klinik, sondern an mir selbst: Die Schichtarbeit, die ich früher deutlich besser vertragen habe, machte mir nun sehr zu schaffen. Vor allem die Nachtdienste stellten eine große subjektive Belastung für mich dar, die ich bisher nicht von mir kannte. Ich habe den Tag-Nacht-Rhythmus verloren und erholte mich zwischen den Blöcken nicht mehr richtig, auch hatte ich vermehrte Infekte, die mich weiter schwächten. Ich habe es mir reiflich überlegt und mir die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht, aber schlußendlich habe ich schweren Herzens meine Kündigung eingereicht. Es tut mir sehr leid um die vielen lieb gewonnenen und geschätzten nichtärztlichen sowie ärztlichen Teamkollegen, mit denen ich dann nicht mehr zusammenarbeite, aber ich kann nicht anders.

Durch eine extrem glückliche Fügung habe ich aber sehr kurzfristig eine neue wunderbare berufliche Chance bekommen: Ich werde hinaus in die freie Wildbahn gehen und einen Quereinstieg in die Allgemeinmedizin wagen. Was für mich früher abwegig klang, ist es nun überhaupt nicht mehr. Mehrere Kollegen sind diesen Weg bereits gegangen und haben mir allesamt davon vorgeschwärmt. Grundsätzlich konnte ich es mir auch schon immer vorstellen bzw. betrachtete die Kollegen immer mit großem Respekt und auch Bewunderung, gerade auf dem Lande, schreckte aber vor der Buchhaltung und der betriebswirtschaftlichen Verantwortung zurück.  Nun gab es aber nochmal zwei prägende Ereignisse durch meine Tätigkeit als First Responder in meiner Heimatgemeinde. Nach einem "Weihnachtseinsatz" am  26.12.2018 , welcher auch durch einen versierten Allgemeinmediziner hätte abgearbeitet werden können kam es bereits am Folgetag zu einem Einsatz bei einer befreundeten Familie. Auch hier konnte der Rettungsdienst rasch seinen Einsatz beenden und ich übernahm die ambulante Versorgung vor Ort und besprach mit der Familie das weitere Vorgehen incl. der spontanen Suche nach einem Hausarzt, der auch Hausbesuche auf dem Land macht. Vielen Dank an meinen geschätzten Kollegen und Freund Dr. Christoph Lätsch, der sich spontan des Patienten annahm. Ich entdeckte spontan an mir, wie sehr mir die Arbeit "in der Familie" und vor Ort im Sinne des Patienten Freude bereitete. So kam diese alte Idee wieder auf.... Wenige Tage darauf ging es dann (wieder) infektgeschwächt in den Skiurlaub in unser geliebtes Südtirol. Da ich deswegen zunächst das Hotelzimmer hüten musste hatte ich viel Gelegenheit meine aktuelle Verfassung sowie meine eingeschränkten  Fähigkeiten der Achtsamkeit und Resilienz zu reflektieren. Ebenso konnte ich viel über den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin nachdenken, der ja glücklicherweise aktuell aufgrund des Mangels großzügig subventioniert und berufspolitisch gefördert wird. Ich wandte mich an mehrere Kollegen, die diesen Weg gegangen sind bzw. die schon Quereinsteiger betreut haben, mit der Bitte um deren Meinung zu diesem Thema. Durch einen ganz tollen und freundschaftlichen Kontakt habe ich dann ins Schwarze getroffen, und soweit will ich schon mal sagen, dass ich ab dem 1.3.2019 dann meine Ausbildung zum "Landarzt" beginnen werde. Ich bin ein Kind vom Lande und schätze auch die Art der Bevölkerung abseits der Städte sehr, daher zog es uns privat vor Jahren ja auch schon aus der Stadt wieder aufs Land. Somit wird es für mich auch ein Bekenntnis zu meiner Herkunft und zu meinem geliebten Schwarzwald. Mehr von den Vorzügen und Chancen meiner neuen Tätigkeit erzähle ich Euch dann, wenn es ab März soweit ist und ich bessere und verlässlichere Informationen weitergeben kann. Aber Ihr werdet staunen!

 

Stattdessen jetzt lieber noch ein paar Gedanken zum Thema "Lebenswege" passend zu den unten stehenden Bildern: Die Tätigkeit in der internistischen Intensivmedizin war die stabile, geradlinige und Sicherheit spendende Brücke, die mich über die Schlucht führte, als ich plötzlich planlos am beruflichen Abgrund stand. Dafür werde ich für immer dankbar sein. Nun habe ich zwar wieder sicheren Boden unter den Füßen, aber der Weg schlängelt sich wie immer im Leben und ist nicht geradlinig. Man weiß nicht genau wo er hinführt, und man passiert auch mehrere Kreuzungen, an denen man keine endgültige Gewissheit hat, ob man den richtigen Weg einschlägt, aber eigentlich kann man der Beschilderung trauen. Mit großer Vorfreude und Neugier schaue ich nun den Pfad entlang um die nächste Kurve und bin gespannt wo mich der Weg hinführen wird. Der Pfad wird auch wieder mal steinig werden, aber mit guter Verfassung, Kraft und Kondition (die mir zuletzt gefehlt haben) werde ich ihn schon packen und im wahrsten Sinne des Wortes meinen Weg gehen. Ich freue mich auf die Wanderung und bin überzeugt, dass es gut (gehen) wird. Ich hoffe, dass ich meine geschätzten Wegbegleiter im letzten Abschnitt über die Brücke mit meinem Entschluss einen neuen Weg ein zu schlagen nicht zu sehr verärgere und hoffe, dass Einige weiterhin freundschaftlich mit mir gehen. Ich freue mich aber auch über die neuen Menschen, denen ich nun begegnen mit denen ich nun den Weg teilen darf. Meine Familie macht mit meinem spannenden und mitunter holprigen Weg auch Einiges mit und hält mir eisern die Treue, was mir viel Halt, Kraft und Durchhaltevermögen gibt. Ich hoffe sehr, dass sie auch trotz aller Windungen des Weges die Schönheit am Wegesrand erkennen und erleben können.

So, nun aber genug sinniert, ich muss los und sage "Grüß Gott", denn ich hoffe auf seine Begleitung und schützende Hand auf meinem/unseren Weg.