Kein Gottesdienst für mich an Ostern 2018

Aber wer war es denn dann, der am Ostermontag mit Benedikt in der Kirche war? Ja, das war schon ich, es war mir auch wichtig und eine Freude mit dem Sohnemann dort den Familiengottesdienst feiern zu dürfen.

Mir ist mein christlicher Glaube anhaltend sehr wichtig, er gibt mir Kraft und spendet im Bedarfsfall auch Trost, darauf vertraue ich. Ich bin froh und sehr dankbar, dass meine Kinder diesen Glauben nicht nur in der Familie erfahren, sondern bei uns in Horben ganz intensiv auch im Kindergarten und der Grundschule - dies ist alles Andere als eine Selbstverständlichkeit. Dennoch muss ich mir auch eingestehen, dass es mir immer schwerer fällt mich auf die Gottesdienste ein zu lassen: Gerade wenn ich eigentlich in der Kirche zur Ruhe kommen huschen und schwirren mir viele Gedanken durch den Kopf und ich drifte leider nur zu leicht dadurch ab... Zudem teile ich natürlich das Schicksal der Eltern, die mit ihren Kindern in der Kirche sind und man mitunter schon schwer beschäftigt ist die Kids im Zaum zu halten. Ab einem gewissen Alter ist es ja kein Problem mehr, und zuvor halte ich es auch für natürlich und menschlich, wenn mit der Dauer des Gottesdienstes auch die Unruhe größer wird. Ohne Kinder in die Kirche ist für mich aber auch keine Option, denn dies wäre in meinen Augen gegenüber ein schlechtes Signal den Kindern gegenüber - ich bin eh schon recht selten daheim und dann gehe ich auch noch allein in einen scheinbar "geheimen" Gottesdienst. Grundsätzlich ist es durch meine vielen Schichten und sonstigen Verpflichtungen am Wochenende eh schon eine Rarität, dass ich überhaupt Zeit für einen Gottesdienst in der Kirche finde. Peinlich berühren mich dann die Kinder, wenn sie mich durch ihre Mitwirkung an den Gottesdiensten daran erinnern, wie viel ich unterwegs bin und ihnen die Freude nicht vergönnt ist, dass ich mit ihnen in den Gottesdiensten bin und sie für ihren ehrenwerten Einsatz bewundere.

Vielleicht ist es ja auch eine Art Schutzbehauptung, dass ich mir seit Jahren trotz oder vielleicht gerade wegen meines eigentlich tief verwurzelten Glaubens den Begriff "Gottesdienst" auf eine andere Art und Weise übersetze: "Ich will aktiv Gott dienen!" ...dienen wie Dienst... Dienst wie Arbeit... Arbeit wie Berufung oder Passion.

Für mich ist jede meiner Schichten in oder außerhalb der Klinik sowie meine sonstigen Aktivitäten wie Schulungen etc.  "Gottesdienst". Ich will dankbar für das erfahrene eigene Glück im Leben das Gute weiter tragen und somit verbreiten (ich weiss, hat schon fast etwas Missionarisches). Dabei spielt es für mich keine Rolle welche religiösen Wurzeln meine Patienten haben, die ich auch respektiere und versuche den daraus hervorgehenden Bedürfnissen nach zu kommen. Wobei es für mich schon eine besondere Ehre ist, wenn ich eine "Frau oder Mann Gottes" welcher Art oder Funktion auch immer behandeln darf, denn sie sind für mich besondere "Gottesdiener", für die ich allergrössten Respekt empfinde.

Diese Übersetzung des Begriffs "Gottesdienst" habe ich für mich gemacht, aber ich hoffe, dass meine Absicht dahinter auch meine Patienten und Kollegen spüren. Ebenso versuche ich dies auch meiner Familie so zu vermitteln, dank meiner liebe Frau gelingt uns dies glaube ich auch ganz gut. So sagte Benedikt gestern Abend als ich ihn ins Bett brachte: "Ich habe zwar Angst vor die Räuber und die Monsters, aber Gott passt auf uns auf, damit uns nicht passiert. Und wenn doch mal etwas passiert schickt er die Polizei, den Krankenwagen und Dich!" Kindliche Erklärungsversuche, die mich fast zu Tränen rühren...

 

Und daher kommt es zur Überschrift dieses Beitrags, weil ich durch die blöde Geschichte mit meiner Hand dieses Jahr keinen "meinen" Gottesdienst am Osterfest machen konnte.

Aber wie würde es ein aktuell im Krankenhaus befindlicher Schauspieler sagen: I'll be back!!!