Lebenszeichen

Liebe Freunde von www.passion-notfallmedizin.de!

Entschuldigt bitte, dass es die letzten Tage recht ruhig um mich geworden ist. Ich habe eine Denk- und Erholungspause gebraucht, nun kann ich wieder wiedererstarkt loslegen.

Zwei Dinge hatten mich nachdenklich gemacht:

1.) Zunächst kam es zum schrecklichen Flugunglück in der Nähe von Karlsruhe mit Beteiligung eines RTH der DRF Luftrettung auf einem Schulungsflug. Die Ursachensuche des Unglücks mit vier Toten dauert noch an, aber für mich reicht die traurige Bilanz allein schon aus. Ich liebe bekanntlich die Fliegerei - egal ob Heli oder Flächenflugzeug - Hauptsache abheben und los geht's. In Birrfeld reihen wir uns alltäglich wiederholt bei den kleinen Propellerflugzeugen ein. Und es ist ja immer so, Unglücke findet man weltweit nicht gut, ist die Unglücksstelle aber "ums Eck", wird daraus eine innere Berührtheit  und Anteilnahme. Ich vertraue weiterhin absolut den Piloten und Paramedics, mit denen ich unterwegs sein darf und fühle mich an Bord wohl und sicher. Ich trage "nur" die Verantwortung für max. ein Menschenleben an Bord und habe damit genug zu tun, die Kollegen haben die Verantwortung für 4 (seltener 5) Personen und haben daher meinen größten Respekt. Ich bitte daher auch um Verständnis, wenn es mal heißt "Heli kann wetterbedingt nicht kommen bzw. kommt nicht durch und muss abdrehen", diese Entscheidung fällt uns nie leicht und wir haben auch stets ein beklemmendes Gefühl dabei. Wir scheuen absolut keinen Einsatz und geben unser Bestes schnell und effektiv Hilfe zu leisten. Es macht für alle Beteiligten jedoch keinen Sinn und ist lebensgefährlich die Flugsicherheit zu vernachlässigen. 

Das Unglück hat mal wieder traurig und grausam gezeigt, dass die (Rettung-) Fliegerei keine risikolose Selbstverständlichkeit ist (übrigens ebenso das Fahren mit Sondersignal bodengebunden). Ich bin demütig und dankbar, dass bei mir bisher stets alles gut gegangen ist, will aber auch, dass es so bleibt, dies bin ich nicht nur mir, sondern auch meiner Familie schuldig.

2.) Wenige Tage später versuchte ich einen Rettungsassistenten zu reanimieren, der im Einsatz selbst kollabiert ist. Für die eigentliche Patientin und den Kollegen kam schlußendlich jede Hilfe zu spät. Mich berührte dieser Einsatz zutiefst aufgrund der schicksalshaften Dramatik und traurigen Ausgangs. Das primäre Rettungsteam war bereits seit Jahrzehnten sehr vertraut und freundschaftlich gemeinsam im Einsatz. Es ist dann der absolute Alptraum nicht mehr gemeinsam vom Einsatz zurück zu kehren. Normalerweise versuche ich immer zwar MitGEFÜHL mit den Patienten und ihren Angehörigen und Freunden zu haben, aber kein MitLEID, weil ansonsten der Job zu sehr an mir nagen würde und es dann auch schwer fällt, objektive Entscheidungen zu treffen. Diesmal gelang es mir nicht und ich war mit den Betroffenen, Familien und Kollegen unendlich traurig. Andererseits war es für mich im Nachhinein eine große Bereicherung, gemeinsam mit den Kollegen diesen fast schon intimen Moment, so traurig er auch ist, gemeinsam zu erleben und dann auch nochmal gemeinsam bei der Trauerfeier zu trauern. Ich wünsche allen Kollegen des Verstorbenen, dass sie trotz der ganzen Trauer gestärkt auch dieser Zeit hervorgehen, weil offensichtlich wurde, dass es tatsächlich noch gelebte, hilfreiche und gewinnbringende sowie Halt gebende Kameradschaft über Organisationsgrenzen hinweg gibt. Und: Ruhe in Frieden Jumbo, Du hast für viele Menschen in so vieler positiver Hinsicht "den Unterschied gemacht", egal ob für Deine Patienten, Kollegen oder Freunde. In dem wir nun alle trauern danken wir Dir und nehmen uns ein ehrenhaftes Beispiel an Dir und Deinem Wirken.

 

Nun sind einige Tage vergangen und ich fühle mich gut und so verrückt es klingt trotz dieser beiden traurigen Ereignisse gestärkt, weil ich viel gelernt und mir wieder bewußt gemacht habe. Ich hätte gern darauf verzichtet, aber so bedeutet es schlußendlich einen persönlichen Gewinn für mich, für den ich dankbar bin.

 

Nun stürze ich mich wieder motiviert in meine vielen Projekte, seien es Dienste, Unterricht, Vorträge, Verlagsarbeiten usw.

Ihr werdet nun wieder mehr von mir hören....

 

Und: PASST BITTE GUT AUF EUCH AUF!