First Responder Einsatz 2.10.2017

Heute war ich mal wieder kurz nach 4 Uhr am Morgen als First Responder in meiner Heimatgemeinde Horben im Einsatz. Gemeldet war eine GI-Blutung zusammen mit RTW und NEF. Der Alarmierungsgrund bewahrheitete sich bei einer malignen Tumorerkrankung in der Vorgeschichte. Der Patient war zwar wach und zeigte adäquate Reaktionen, war jedoch offensichtlich im hämorrhagischen Schock mit nicht messbaren Blutdruck und nicht tastbarem Radialispuls. In den ca. 5 min vor Eintreffen des professionellen Rettungsdienstes konnte ich immerhin einen großräumigen Venenzugang legen und die Volumensubstitution beginnen. Zusammen mit den Rettungsdienstkollegen wurde der Patient monitorisiert und rasch in den RTW verbracht. Ich konnte dankenswert rasch auf der Intensivstation, auf der ich sonst auch tätig bin, ein Bett organisieren (herzlichen Dank an die hilfsbereiten Kollegen), so dass der RTW in NA-Begleitung zügig den Transport beginnen konnten. 

Ich sprach noch mit der Frau und der Tochter des Patienten über die bedrohliche Situation, und dass es in den kommenden Stunden darum gehen würde den Patientenwillen zu eruieren und zu akzeptieren und nicht den Wünschen des Behandlungsteams oder der Angehörigen nach zu geben. Schlußendlich wurden noch die Nummern von Klinik und Angehörigen ausgetauscht.

Eigentlich ein medizinisch absoluter NA-Routineeinsatz, dennoch gab er mir zu denken, in dem ich mir mal wieder an die eigene Nase fassen musste:

Zunächst war ich stolz auf mich trotz der sagen wir mal ungünstigen Uhrzeit wieder rasch aus dem Bett gewesen zu sein, so dass ich sechs Minuten nach Alarm beim Patienten ankam. Rasch mussten und konnten beim kritisch erscheinenden Patienten Massnahmen ergriffen und schlußendlich das RD-Team kollegial unterstützt werden. Aber warum kann ich mir ehrenamtlich zu ungünstiger Zeit die Zeit für ein ausgiebiges Angehörigengespräch und eine Klinikanmeldung mit Fingerspitzengefühl im Sinne des Patienten Zeit nehmen und nicht immer wenn ich dafür bezahlt im Dienst bin? Gibt es da etwa auch bei mir Unterschiede in der Motivation und somit auch der Performance (siehe Artikel zu Einfluss der Motivation auf die Performance)? Warum gebe ich mir in diesem Fall scheinbar mehr Mühe und hänge mich mehr rein, als bei einem regulären NA-Einsatz? Habe ich dann wirklich nicht die Zeit (würde vor Ort vielleicht 5min kosten aber die Versorgung in der Klinik entscheidend prägen)? Oder scheue ich mich doch erbärmlich vor der damit verbundenen Mühe und dem ? Wäre ja traurig... und kann daher garnicht sein...zumindest bei mir...aber zu denken gibt es mir trotzdem...