Meine Nachbetrachtung RESUSCITATION Freiburg

Vom 28.9.2017 bis 30.09.2017 fand der ERC Jahreskongress RESUSCITATION in Freiburg. Komplettiert wurde diese englischsprachige Veranstaltung durch einen GRC Vorkongress am Vormittag des 28.9.2017. Sicherlich haben sich die Veranstalter mehr Teilnehmer in Freiburg gewünscht, aber es kamen insbesondere die „alten Hasen“ des ERC nach Freiburg um sich aus zu tauschen und weiter besser zu vernetzen. Es war von vornherein klar, dass man exakt zwischen zwei Leitlinienveröffentlichungen wohl keinen Quantensprung in den Aussagen des ERC erwarten kann. Es war vielmehr eine Untermauerung und Weiterentwicklungen der getroffenen Aussagen und Strategien (wissenschaftlich wie educativ). Was innerhalb des ERC sehr an Bedeutung gewonnen hat ist die Erkenntnis, dass der Schlüssel zu einem guten Outcome in der Ersthelferreanimation (incl. Anwendung AED) liegt und hierzu die Basisausbildung früh im Schulkindalter beginnen kann und muss. Die verschiedenen erfolgreichen Kampagnen national wie europäisch hierzu wurden vorgestellt und berechtigterweise auch gefeiert. Doch wie erfährt ein motivierter potentieller Ersthelfer von der Notfallsituation? Mittlerweile gibt es mehrere Ersthelfer-Apps, über die die Leitstellen gezielt Ersthelfer alarmieren können, die sich in unmittelbarer Nähe zum Notfallout befinden. Es gibt positive Berichte von Pilotprojekten, ich bin schon sehr gespannt auf eine flächendeckende Einführung.

Persönlich freut mich die zunehmende Implementierung von Ausbildungseinheiten zu den ‚non-technical skills’ in den ERC-Kursen. In meinen Augen hat dieser Themenkomplex ja einen gewaltigen Einfluss auf die Patientenversorgung und findet somit auch in den Kurskonzepten eine hochverdiente Würdigung.

Wissenschaftlich werden aktuell die gewinnbringende Nutzung von den immer umfangreicheren und aussagekräftigeren Registerdaten diskutiert. Weitere Hot topics sind die Implementierung invasiver Verfahren wie eCPR (ECLS/ECMO usw.) oder die Thorakotomie bei der Traumareanimation. Es kann hierzu nicht in kürzer Zeit mit aussagekräftige Multicenterstudien mit hohen Fallzahlen gerechnet werden, da auch der logistische Aufwand extrem ist. Es gibt einige optimistische Fallbeschreibungen und kleinere monozentrische Erhebungen, die einen großen Benefit nahelegen. Extrem bedeutungsvoll scheint neben der technischen Verfügbarkeit eine strenge Indikationsstellung und eine exzellente Schulung des gesamten Versorgungsteams incl. des Assistenzpersonals zu sein. Es ist nicht ausreichend, wenn ein Teammitglied die Massnahmen/Intervention beherrscht, wenn es nicht vom gesamten Team unterstützt werden kann bzw. die allgemeine Akzeptanz der invasiven Massnahme fehlt.

Eine erfreuliche Verbreitung, nicht nur aber auch im Rahmen der Reanimation, erfährt die präklinische  Sonographie. Mehrere reversible Ursachen können hierdurch nachgewiesen, ausgeschlossen oder zumindest unwahrscheinlich gemacht werden, so dass es einen relevanten Einfluss auf den Reanimationserfolg hat. Hier sind die Herausforderungen der Zukunft neben den Gerätekosten die flächendeckende, suffiziente und nachhaltige Ausbildung dieses diagnostischen Verfahrens sowie eine Berücksichtigung in den Reanimationstrainings, da ansonsten die Aussagekraft eingeschränkt ist und die no-flow time signifikant verlängert wird.

Auch die Bedeutung der sog. Cardiac Arrest Center wird immer mehr betont und es erscheint hierfür auch eine längere Transportzeit nach präklinischem ROSC sinnvoll und für den Patienten bzw. dessen Outcome lohnend. Auch diesmal war der Austausch mit der ausstellenden Industrie sehr fruchtbar und ich will den Firmen für ihre Präsenz meine Anerkennung aussprechen, denn der Markt für notfallmedizinisches Equipment incl. Schulungsmaterial ist verglichen mit anderen medizinischen Fachgebieten gering und die Kaufkraft der Kundschaft niedrig.