Es war für mich ein beeindruckender Ausflug nach Heidelberg. Die hoch motivierten Dozenten vermittelten unter extrem hohen Aufwand sehr praxisnah und eindrücklich sowie einprägsam die erweiterten invasiven Techniken der Notfallmedizin. Ich kann nur Prof. Erik Popp, dem Initiator und Leiter der Veranstaltung zusammen mit seinem Team meine Gratulation zu dieser sehr gelungenen Veranstaltung aussprechen, auch wenn ich weiterhin die Massnahmen (zumindest in der Präklinik) nicht unkritisch betrachte.
Nachtrag: Hier nun noch meine persönliche Nachlese dieser Veranstaltung, die natürlich nur meinen subjektiven Eindruck der vorgestellten Notfalltechniken widerspiegeln kann.
REBOA - Die endovaskuläre Ballonokklusion der Aorta über die A. femoralis bei Verletzungen in im Bauch-/Becken-/Beinbereich mit lebensbedrohlicher Blutungssituation. Da mir die Seldinger-Technik von Arterie/ZVK/Schleuse/Shaldon wohl vertraut ist erscheint mir die Anwendung nicht sonderlich kompliziert. Die offene Gefäßpräparation in der Leiste während einer Notfallsituation halte ich da schon für deutlich schwerer, mit Ultraschall würde ich mir da deutlich leichter tun. Für die Anlage benötigt man aber (neben der in meinen Augen umfangreichen und kostspieligen Ausrüstung - welche mittelfristig meiner Meinung nach die Limitation sein wird) in meinen Augen einen zweiten gut ausgebildeten Helfer, der dafür sorgt, dass die Drähte/Katheter gut laufen und sich um die Sterilität bemüht. Als "One man show" halte ich es annähernd für unmöglich. Zudem denke ich muss man sehr die Zeit für die Anlage im Auge behalten...
Perikardpunktion - Diese Technik halte ich mit Ultraschall für vergleichsweise einfach und man benötigt ansonsten nur eine lang genuge Nadel und den besten Punktionsort. Allerdings halte ich die präklinische Perikardpunktion bei Perikardtamponade und sicher flüssigem Erguss (also nicht die Blutung bei akutem Trauma) für ein selten indiziertes Ereignis. Ohne Ultraschall ist es in meinen Augen ein Himmelfahrtskommando.
Clamshell-Thorakotomie - Obwohl die Technik sehr invasiv ist und für den Unkundigen brutal/traumatisierend erscheint (was trotz aller Begeisterung auch zu berücksichtigen ist) wird sie meiner Meinung nach bei bestimmten Indikationen (Penetrierendes Trauma, erst unmittelbar eingetretener Kreislaufstillstand,...) künftig ihre Berechtigung finden, was aber zur flächendeckenden Einführung einen wahnsinnig großen Schulungsaufwand bedeuten würde und ich nicht glaube, dass man dies gewährleisten/bieten kann. Eindrücklich finde ich, wie wenig Material für diese Technik notwendig ist, so dass man sich eigentlich nicht wie bsp, bei REBOA mit mangelnder Ausrüstung herausreden kann.
Notfallnahttechniken - Auch diese Station war für mich als "Nicht-Chirurgen" sehr lehrreich und spannend. Allerdings habe ich viele der vorgestellten Gerätschaften aktuell präklinisch nicht zur Verfügung (Aorten-/Gefäßklemme, mehrere Nähte, Blasenkatheter, Klammergerät...), so dass ich mich nur mit einer Blutungskompression behelfen könnte.
Zudem sollte man bedenken, dass alle vorgestellten Techniken auch bei geübtem Team ihre Zeit brauchen und regelhaft mit einem hohen traumatischen und interventionellen Blutverlust einhergehen, so dass der volle Benefit nur zum Tragen kommen würde, wenn man auch präklinisch Bluttransfusionen durchführt, was aber in Deutschland nicht zuletzt wegen des berechtigterweise extrem strengen Transfusionsgesetz eine Rarität sein sollte und nur in den seltensten Fällen ohne signifikanten Zeitverlust möglich ist.